Das Lichtbildarchiv ist die weltweit größte Sammlung maßstabsgetreuer Photographien mittelalterlicher Urkunden. Ende der 1920er Jahre von dem Marburger Historiker Edmund E. Stengel gegründet, verfügt es über eine Sammlung von über 13.000 Urkunden in etwa 44.000 Abbildungen. "Da die Originale über ganz Europa verstreut in Archiven liegen, konnten manche zentrale Fragestellungen der Urkundenforschung bislang ohne erheblichen Aufwand nur im Marburger Lichtbildarchiv bearbeitet werden, das das verstreute Material zusammenführt", erklärt der Historiker Professor Dr. Andreas Meyer, der das Archiv leitet, "Nun aber kann jeder vom heimischen Lehnstuhl aus die Urkunden einsehen".
Mittelalterliche Urkunden besitzen weit über ihren Inhalt hinaus auch durch die äußere Gestaltung, die Schrift, die graphischen Symbole und die Siegel eine hohe Bedeutung für die wissenschaftliche Interpretation und historische Einordnung. Archivgründer Stengel verfolgte die Idee, die Urkunden als Denkmäler des Mittelalters zu sammeln, zu erforschen und der Wissenschaft zugänglich zu machen. Inhalt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes war es, sowohl die Abbildungen als auch die entsprechenden Findmittel zu digitalisieren, in eine Datenbank zu überführen und so weltweit verfügbar zu machen. Hierfür standen dank der dreijährigen Förderung durch die DFG eine halbe Mitarbeiter- und zwei halbe studentische Hilfskraftstellen zur Verfügung.
Die Online-Datenbank erlaubt die Suche nach Aussteller, Empfänger, Angaben zu Druck oder Regest – das ist eine Zusammenfassung des Urkundeninhalts –, Ausstellungsort sowie weiteren Kriterien. In den vergangenen zwei Jahren wurde außerdem eine Kooperation mit dem renommierten Quellenwerk "Regesta Imperii" (RI) zur gegenseitigen Verlinkungen von Regest und Urkundenbild deutscher König- und Kaiserurkunden ins Leben gerufen und umgesetzt.