Der Preis wurde ihm im Rahmen der Darwin-Lecture der Akademie in Halle (Saale) für seine Pionierarbeiten auf dem Gebiet der molekularen Anthropologie und Evolutionsforschung durch Leopoldina-Präsident Prof. Dr. Volker ter Meulen überreicht. Dieser würdigte Pääbo in seiner Laudatio als Wissenschaftler, der ein "direktes Fenster in die genetische Vergangenheit des Menschen geöffnet" hat. Mit Svante Pääbo erhält ein Forscher die Darwin-Plakette, der nicht nur in Fachkreisen, sondern auch der breiten Öffentlichkeit für seine innovativen Arbeiten mit historischer DNA bekannt ist. Pääbo gilt als Revolutionär der Paläontologie und als Gründervater der molekularen Archäologie - der Gewinnung von DNA-Sequenzen aus paläontologischen oder archäologischen Artefakten. In der Folge ist er heute einer der einflussreichsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Evolutionsgenetik des Menschen.
"Ihre jüngsten phänomenalen Erfolge in der Aufklärung des Genoms der Neandertaler mag für Sie erst der Anfang einer experimentellen Realisierung der Ideen des großen Naturforschers, des Leopoldina-Mitglieds Charles Darwin sein, dessen 200. Geburtstag von der Wissenschaftswelt gefeiert und von der Akademie mit der ehrenvollen und unikalen Verleihung einer Darwin Plakette an Sie, dem Leopoldina-Mitglied Svante Pääbo, verbunden ist", so Akademie-Präsident Volker ter Meulen in seiner Laudatio.
Die Darwin-Plakette ist die erste Neuauflage einer Ehrung, mit der erstmals vor 50 Jahren 18 führende Genetiker und Evolutionsforscher der Welt von der Akademie anlässlich der 100. Wiederkehr des Erscheinens von Darwins Hauptwerk "The Origin of Species" ausgezeichnet wurden. Die individuelle Anfertigung der Plakette wurde 2009 durch die finanzielle Unterstützung des Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. ermöglicht.
Svante Pääbo konnte bereits 1984 - damals noch als Promotionsstudent - nachweisen, dass DNA in ägyptischen Mumien überlebt hatte. In der Folge entwickelte er ganz neue Methoden zur Bestimmung von DNA-Sequenzen aus historischen Überresten. Mit Hilfe dieser Techniken gelang es Pääbo 1997, mitochondrische DNA-Sequenzen aus einem Neandertalerskelett zu gewinnen. Diese Methoden sind inzwischen etabliert und werden von der Wissenschaft allgemein benutzt, um die Phylogenese und Populationsgenetik von ausgestorbenen Tieren wie dem Mammut, dem Riesenfaultier, dem Höhlenbären oder der Moas zu erforschen.
Mit einer weiteren neuen, selbst entwickelten Technik auf dem Gebiet der DNA- Sequenzierung, ist es Pääbo nun möglich, auch ganze Genome ausgestorbener Lebewesen zu analysieren. In einem ambitionierten Projekt will er damit das komplette Genom des ausgestorbenen Neandertalers entschlüsseln. Ein erster Erfolg dieser Arbeiten ist die Veröffentlichung der kompletten mitochondrialen Genome von sechs Neandertalern sowie die Sequenzierung von über drei Milliarden Basenpaaren des Zellkerngenoms, die den ersten direkten Vergleich zwischen dem menschlichen Genom und dem des Neandertalers erlauben.
Svante Pääbo wurde 1955 in Stockholm als Sohn des Nobelpreisträgers Sune Bergström geboren. Er studierte Geschichte der Naturwissenschaften, Ägyptologie und Russisch (1975-1981), parallel dazu Medizin (ab 1977) an der Universität Uppsala, und wurde dort 1986 promoviert. Es folgten Postdoc-Aufenthalte am Institut für Molekulare Biologie II der Universität Zürich, am Imperial Cancer Research Fund in London und am Department of Biochemistry der University of California in Berkeley. 1990 erfolgte seine Habilitation an der Universität Uppsala. Von 1990 bis 1998 war Svante Pääbo Professor für Allgemeine Biologie an der Universität München, seit 1997 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und seit 1999 Honorarprofessor für Genetik und Evolutionäre Biologie der Universität Leipzig.
Seit 2001 ist Svante Pääbo Mitglied der Leopoldina-Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin. Er besitzt drei Ehrendoktortitel verschiedener Universitäten und ist mit zahlreichen Preisen geehrt worden. Im Jahr 2007 wurden er vom Time Magazine als eine der weltweit einflussreichsten Personen genannt.