"Die Relevanz des Themas, unsere Planungen zur nachhaltigen Etablierung eines Zentrums für Byzanzforschung und die beachtliche Bilanz der Aktivitäten der ersten Förderphase überzeugten die Gutachter und den Senat der Leibniz-Gemeinschaft, die Förderung für weitere vier Jahre zu bewilligen", erklärt Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Sprecherin des WissenschaftsCampus Byzanz. Der Sprecher des Graduiertenkollegs »Byzanz und die euromediterranen Kriegskulturen« Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch ergänzt: "Durch das große Engagement aller Beteiligten haben wir es in den vergangenen sieben Jahren erreicht, die Kerndisziplinen mit sämtlichen Wissenschaftszweigen, die sich mit der Erforschung des Byzantinischen Reiches im Rhein-Main-Gebiet beschäftigen, zusammenzuführen". Neben zahlreichen Konferenzen, Vermittlungsaktivitäten und innovativen Forschungsansätzen sind unter den Erfolgen der ersten Förderphase (2015–2018) die Erstellung des ersten deutschsprachigen interdisziplinären Handbuchs zu Byzanz, die große Ausstellung »Byzanz und der Westen – 1000 vergessene Jahre« sowie die Einrichtung des ersten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten transdisziplinären Graduiertenkollegs zu Byzanz und der Bedeutung der byzantinischen Kultur für Europa hervorzuheben.
In der Mitte 2019 beginnenden zweiten vierjährigen Förderphase werden die vielfältigen kulturellen und historischen Verbindungen zwischen Europa und dem Nahen Osten in den Blick genommen. Entgegen heute noch weit verbreiteter Kategorisierungen von Ost und West, von christlich und islamisch, sieht der Leibniz-WissenschaftsCampus den euromediterranen Raum einschließlich des Nahen Ostens als einen gemeinsamen Kultur- und Kommunikationsraum. In der zweiten Förderphase werden deshalb die historischen Gründe für die vermeintlichen Gegensätze zwischen Ost und West sowie christlicher und islamischer Kultur untersucht, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Rolle von Byzanz als Mittler zwischen Orient und Okzident liegen wird. Denn Byzanz bestimmte in der Tradition des Römischen Reichs noch lange den euromediterranen Raum und förderte den kulturellen Austausch, auch über vermeintlich statische kulturelle Grenzen hinweg. Für dieses Vorhaben wird der Leibniz-WissenschaftsCampus um VertreterInnen relevanter Wissenschaftsdisziplinen der Goethe-Universität Frankfurt erweitert. Ziel ist die nachhaltige Etablierung des Byzanz-Schwerpunktes in Forschung und Lehre für die Wissenschaftsregion Rhein-Main. Hierfür wurden auch Kooperationen mit FachvertreterInnen aus Berlin, Marburg, Trier und Nikosia auf Zypern geschlossen.
Das von der Leibniz-Gemeinschaft initiierte Kooperationsmodell WissenschaftsCampus ermöglicht eine gemeinsame Schwerpunktsetzung von Hochschulen und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Der Leibniz-WissenschaftsCampus – Byzanz zwischen Orient und Okzident – Mainz vernetzte in der ersten Förderphase von 2015 bis 2018 erfolgreich die vor Ort vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen zu einer in Deutschland einzigartigen Plattform für interdisziplinäre Byzanzforschung. Der Verbund wurde bereits 2011 vom Leibniz-Forschungsmuseum Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sowie den Kooperationspartnern Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Landesmuseum Mainz und Rheinisches Landesmuseum Trier eingerichtet. Für die zweite Förderphase wird die erfolgreiche Kooperation um die Goethe-Universität Frankfurt ergänzt.
"Der Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz schafft es, Archäologie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte,Theologie und Musikwissenschaft zusammenzuführen. Gemeinsam entwickeln sie neue Perspektiven auf aktuelle gesellschaftliche und politische Herausforderungen. Die beteiligten Disziplinen beweisen dadurch ihre hohe Aktualität und Relevanz. Zugleich stärkt diese Art fokussierter interdisziplinärer Zusammenarbeit so vieler Forscherinnen und Forscher aus den verschiedensten universitären und außeruniversitären Einrichtungen die Wissenschaftslandschaft der Rhein-Main-Region ungemein. Ich bin darum sehr froh, dass es mit dem Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz gelungen ist, ausgehend von Mainz Deutschlands größtes Zentrum für Byzantinische Studien zu etablieren", freut sich Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf.
Der WissenschaftsCampus Mainz nimmt in den Planungen zur Profilierung des Verbunds der Rhein-Main Universitäten einen festen Platz ein. Es ist dezidiertes Ziel der kooperierenden Partnerinstitutionen, Mainz als eines der wenigen internationalen Zentren für Byzanzforschung nachhaltig zu verankern und mit anderen Standorten zu vernetzen. Dazu soll u.a. ein gemeinsam mit den Universitäten Athen und Wien geplanter internationaler Masterstudiengang mit dezidiert interdisziplinärem Profil dienen, der derzeit konzipiert wird.