Was haben menschliche Schädel aus archäologischen Ausgrabungen in Afrika, Peru oder Malaysia und aus heimischen Bestattungsplätzen der Steinzeit sowie der Kelten und Germanen gemeinsam? Einige von ihnen - so bizarr und makaber es klingen mag - besaßen die seltene Ehre, als inventarisiertes wissenschaftliches Forschungsobjekt in einer Freiburger Studiensammlung die Jahrhunderte überdauert zu haben. Die von dem Freiburger Anatomieprofessor Alexander Ecker (1816-1887) begründete, und von dessen Nachfolgern bis in die späten 1960er Jahre bestückte, ethnographisch-anthropologische Sammlung zählt mit mehr als 1200 Schädeln aus nahezu allen zeitlichen Abschnitten und geographischen Bereichen der Erde zu den ältesten und größten Vertretern ihrer Art. In den vergangenen Jahrzehnten von der Wissenschaft als Kuriositätenkabinett belächelt und in Vergessenheit geraten, wurde die seinerzeit weltberühmte, heute im Freiburger Universitätsarchiv befindliche Schädelkollektion im Sommer 2003 von einem Team von Archäologen, Anthropologen und Historikern der Universität Freiburg für die moderne Forschung "wiederentdeckt". Vier Schädel, die mit neuen wissenschaftlichen Untersuchungen "zum Sprechen gebracht" wurden, sind zur Zeit in der "Neufundvitrine" des Museums für Ur- und Frühgeschichte im Colombischlössle Freiburg ausgestellt, dessen Entstehungsgeschichte ebenfalls unmittelbar mit der Sammelleidenschaft Alexander Eckers verbunden ist.
Ein Schädel aus einem keltischen Hügelgrab bei Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) oder aus der frühmittelalterlichen Peterskirche von Lahr-Burgheim (Ortenaukreis), die in einem archäologischen Museum nichts ungewöhnliches darstellen mögen, liefern Aufschlüsse über anthropologisch feststellbare Verwandtschaftsverhältnisse und Lebensbedingungen in der Ur-und Frühgeschichte. Doch wie lässt sich ein Bezug zwischen der heimischen Prähistorie und der künstlichen Deformierung eines Schädels aus Peru oder den angefeilten Zähnen eines Schädels aus Indonesien herstellen, und wie gelangten diese exotischen Totenköpfe nach Freiburg? Die "Neufundvitrine" und deren Erläuterungstexte liefern dem neugierigen Museumsbesucher hierauf eine eindeutige Antwort.
Quelle: Niklot Krohn