Welche Rolle spielt der Kunstmarkt bei der Verlagerung von Kulturgütern von einem Land in das andere? Wann handelt es sich um eine Form von Raubkunst, wann wird eine Situation wirtschaftlichen Ungleichgewichts genutzt? Diese Fragen untersuchen die Artikel in der aktuellen Ausgabe des »Journal for Art Market Studies« – JAMS (Bd. 2, Nr. 2 (2/2018)) aus dem Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin, die soeben erschienen ist. Thema der Ausgabe: »Translocations and the Art Market«. Die englischsprachige Publikationsreihe ist eines der ersten Open-Access-Journale der TU Berlin – frei zugänglich für alle Interessierten. Im Hinblick auf Transparenz, Peer Reviews, Copyright und Langzeitarchivierung folgt das Open-Access-Format des Journals internationalen Standards.
Der Kunsthandel spielt ohne Zweifel eine Rolle bei der Verschiebung von Kunstgegenständen. Er war beteiligt beim kolonialen Handel mit afrikanischer oder asiatischer Kunst, bei illegalen Ausgrabungen der jüngeren Vergangenheit sowie beim historischen Handel mit Alten Meistern oder Architekturfragmenten. Dafür konnten die Händler oftmals eine zahlungskräftige Klientel in anderen Ländern oder Kontinenten aktivieren und zum Ankauf ermuntern.
Am Institut für Kunstwissenschaft der TU Berlin steht die Kunstmarktforschung in engem Zusammenhang mit Provenienzforschung und der von Prof. Dr. Bénédicte Savoy gegründeten Forschungsgruppe zur »Translokation«. Der Blick auf den römischen Politiker, Schriftsteller und Philosophen Marcus Tullius Cicero, so Gastherausgeberin Bénédicte Savoy in der Einleitung, zeigt, dass der Kunstmarkt bereits seit der Antike im Zusammenhang mit der territorialen Verschiebung von Kulturgegenständen wahrgenommen wird. Kunstmarktforschung ist damit ein wesentlicher Aspekt der Auseinandersetzung mit der höchst aktuellen Frage, wie die Kunst von einem Ort zum anderen gekommen ist.