Professor Schier bremst alle vorschnellen Spekulationen: »Sicher ist bislang nur, dass dieser Mensch etwa 4600 oder 4700 Jahre vor Christi Geburt eingegraben wurde. Das können wir schon jetzt so genau sagen, weil bei dem Skelett ein Tongefäß lag, das sich zeitlich einordnen lässt.« Auffällig sei allerdings, dass sich das Skelett genau in der Mitte der Kreisgrabenanlage befand - das könnte man als Hinweis auf eine Kulthandlung deuten.
Die Kreisgrabenanlage von Ippesheim, an der die Würzburger Vor- und Frühgeschichtler seit einigen Jahren arbeiten, datiert auf die Zeit um 4800 vor Christus und hat einen Durchmesser von 65 Metern. Weitere Anlagen dieser Art existieren im Südosten Mitteleuropas, die Ippesheimer ist die am weitesten westlich gelegene.
Die Kreisgrabenanlagen bestanden aus bis zu drei konzentrisch angeordneten kreisförmigen Gräben mit jeweils nach Norden, Osten, Süden und Westen ausgerichteten Erdbrücken. Bei manchen dieser Anlagen, so auch bei der Ippesheimer, waren zusätzlich zu den Gräben Palisaden aus senkrecht stehenden Holzpfosten errichtet.
»Bis heute ist unklar, ob es sich um Kult- oder Verteidigungsanlagen handelte«, sagt Schier. Vielleicht bringt hier ja das Skelett von Ippesheim neue Erkenntnisse: Es wurde nach seiner Bergung ins Nürnberger Landesamt für Denkmalpflege gebracht. Nun soll ein Anthropologe eingeschaltet werden. Dieser Spezialist kann laut Prof. Schier zum Beispiel klären, ob der Mensch bereits tot war, als er in die Grube gelegt wurde. Die Untersuchungen werden mehrere Wochen dauern.