Die kürzlich erschienene Ausgabe 51 (4),2009 der Fachzeitschrift RADIOCARBON widmet sich dem Thema »50 Jahre Radiokarbondatierung«. Passend dazu veröffentlichte ein Team von insgesamt 28 Autoren die neue Kalibrationskurve INTCAL09. Diese deckt erstmals einen Zeitraum von 50.000 Jahren vor heute ab und erlaubt insbesondere für die weiter in der Vergangenheit liegenden Daten deutlich genauere Aussagen als bisher.
Prof. Paula Reimer von der Queen's University Belfast, die maßgeblich an dem Projekt beteiligt war, sagte: »Die neue C14-Kalibrationskurve wird weltweit von Archäologen und Geowissenschaftlern verwendet werden, um das Radiokarbonalter von Proben in eine Zeitskala zu übertragen, die sich mit Kalenderdaten verbinden läßt. Die anerkannte Kalibrationskurve reicht bis 50.000 Jahre vor heute und deckt damit die komplette Zeitspanne ab, die mittels der Radiokarbondatierung bestimmt werden kann. Vergleiche der neuen Kurve mit Eiskernproben oder anderen Klimaarchiven werden Informatioen über die Schwankungen der Sonnenaktivität und der Zirkulation der Ozeane liefern.«
Fast 30 Jahre benötigten die Forscher, um eine so weit zurück reichende Kalibrationskurve zu erstellen. Die Forschergruppe INTCAL arbeit seit den frühen 1980er Jahren an diesem Projekt.
Die Radiokarbondatierung basiert darauf, dass Pflanzen und Tiere während ihres gesamten Lebens das radioaktive Element C14 mit dem Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen. Die Anreicherung dieses Elements im Körper endet mit ihrem Tod. C14 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5.730 Jahren zum stabileren Isotop C12. Durch die Messung des Verhältnisses der Kohlenstoff-Isotope C14 zu C12 kann daher das Alter organischer Stoffe bestimmt werden. Allerdings ist der Gehalt von Kohlenstoff-14 in der Atmosphäre nicht konstant, sondern abhängig von der schwankenden Stärke des Erdmagnetfeldes, der Sonnenaktivität und der Zirkulation der Ozeane. Aus diesem Grund muss das über die C14-Methode bestimmte Radiokarbon-Alter anhand einer Kalibrationskurve korrigiert werden. Die Radiokarbonmethode ermöglicht Datierungen bis zu 50.000 Jahre alter Proben. Weiter in der Vergangenheit liegende Daten können derzeit nicht bestimmt werden, da sämtlicher damals vorhandener Kohlenstoff-14 inzwischen zerfallen ist, bzw. mit heutigen Messmethoden, die geringen möglicherweise noch vorhandenen C14-Mengen nicht erfasst werden können.