Vergleichbare Grabenkonstruktionen sind aus Sachsen-Anhalt, Bayern und vor allem Österreich bekannt. Diese Anlagen variieren in ihrem Aussehen hinsichtlich der Anzahl von Gräben und der Position der Unterbrechungen in den Grabenverläufen. Oftmals gibt es auch noch zusätzlich Palisaden und Wälle. Allen gemeinsam ist allerdings die Kreisform der Gräben. »Über die Funktion dieser Anlagen wird in der Forschung viel diskutiert. Die Vermutungen reichen von Befestigungsanlagen über Kultplätze bis hin zu astronomischen Observatorien«, erläutert Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-ABR. »Über die Anlage in Ollheim wissen wir aber derzeit noch zu wenig, um sie einordnen zu können.« Die bisher bekannten Fundplätze mit drei Kreisgräben datieren hauptsächlich in die mittlere Jungsteinzeit. Daher ist es naheliegend, dass auch die Anlage bei Ollheim aus dieser Zeit stammt (im Rheinland circa 4900 bis 4300 vor Christus). »Sicher können wir uns da aber erst sein, wenn wir aussagekräftige Funde in der Hand halten, die eine Datierung erlauben«, so Claßen.
Bereits 2015 wurde die Kreisgrabenanlage in einem Luftbild entdeckt. Aus Flugzeugen aufgenommene Fotos lassen archäologische Strukturen im Boden anhand von Merkmalen im Bewuchs auf Feldern und Wiesen sichtbar werden. Je nachdem, welche Überreste sich im Boden verbergen, wachsen Pflanzen darauf unterschiedlich gut und geben so indirekt ein Abbild der Strukturen im Boden wieder. Auch die drei kreisförmigen Gräben in Ollheim sind auf diese Weise auf der Oberfläche sichtbar. Aufgrund der Luftbilder wurden vor Ort über die Jahre verschiedene zerstörungsfreie Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem wurde eine geomagnetische Prospektion vorgenommen. Bei dieser Methode können mithilfe des Erdmagnetfelds Bodenstrukturen nachgewiesen werden. Auf diese Weise konnten die Gräben aus dem Luftbild bestätigt werden ohne in den Boden einzugreifen.
Doch um die Funktion der Anlage und ihr Alter zu bestimmen, ist es notwendig eine Ausgrabung vorzunehmen. »Leider ist die Kreisgrabenanlage nicht mehr vollständig erhalten«, erklärt Dr. Jens Berthold, Leiter der zuständigen Außenstelle Overath des LVR-ABR. »Insbesondere in der Mitte der Anlage stören moderne Überbauungen den Befund.« Die Expertinnen und Experten des LVR sind dennoch optimistisch, genügend Informationen zum Auswerten nach Abschluss der Ausgrabungen zu gewinnen.
Für die Grundlage dieser Auswertung sorgt gegenwärtig Alexandra Ziesché, die unter der wissenschaftlichen Leitung von Jens Berthold die Grabung zusammen mit weiteren Kollegen vornimmt. Für sie ist dies nicht nur wegen der einzigartigen Kreisgrabenanlage ein besonderes Projekt. Sie absolviert beim LVR-ABR eine Fortbildung zur Grabungstechnikerin und führt in Ollheim ihre Prüfungsgrabung durch. »Die im Luftbild und in der Geomagnetik sichtbaren Gräben haben wir durch die Ausgrabungen erfasst«, führt Ziesché an. »Wir hoffen, dass wir durch die Untersuchungen vor Ort bald mehr über die Anlage sagen können.«