Einem weitgehend unbekannten Stück Krefelder Stadtgeschichte gehen zurzeit Dr. Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn, und ein Grabungsteam auf der Insel der Musikschule im Park Sollbrüggen auf den Grund. Im nordwestlichen Bereich der Insel suchen die Archäologen nach den Resten einer Wasserburg. Die wehrhafte Anlage aus Vor- und Hauptburg stammt aus dem Spätmittelalter. Eine Mauer der ehemaligen Hauptburg haben die Archäologen bereits freigelegt. Die Grabungskampagne im Stadtteil Bockum soll noch vier Wochen dauern.
„Wir graben hier wegen der geplanten Erweiterung der Musikschule", erklärt Reichmann. Auf einer Karte des heutigen Stadtteils Bockum aus dem Jahr 1660 ist die spätmittelalterliche Burg mit Wirtschaftshof (Vorburg, heute Musikschulbereich) verzeichnet. In etwa 80 Zentimeter Tiefe ist nun ein Teil der westlichen Mauer der Hauptburg zum Wassergraben freigelegt worden. Aus welcher Zeit dieser Abschnitt genau stammt, kann Reichmann momentan noch nicht bestimmen. Die Art der Bauweise deutet jedoch auf einen Zeitraum vor 1450 hin. „Es muss aus der Zeit der Herren von Sollbrüggen sein", so der Archäologe. Sie sind im 14. Jahrhundert mit einem Haus zu Bockum belehnt worden. Der Name des Hauses Sollbrüggen leitet sich übrigens nicht von „Zollbrücken" ab. Vielmehr gaben die Herren von Saerbrüggen (Saarbrücken) der Burg und dem späteren Haus ihren Namen.
Die weiteren Ausgrabungen sollen nun den Aufschluss bringen, welche Ausmaße die einstige Wasserburg hatte. Reichmann hofft zudem, dass in diesem Bereich auch Reste eines Vorgängerbaus zu Tage gefördert werden. „Vielleicht finden wir noch Hinweise im Abbruchschutt", sagt der Museumsleiter. Neben dem Mauerrest kamen auch erste Scherben ans Tageslicht. So entdeckte das Grabungsteam Teile einer „Elmpter Schüssel" und ein Fragment eines glasierten Kölner Ofens aus dem 14. Jahrhundert. „Eine Scherbe aus dem 13. Jahrhundert haben wir auch schon gefunden", so der Archäologe.