Kolloquium zum 150. Geburtstag des Berliner Althistorikers und Epigraphikers Hermann Dessau
In über fünfzig Schaffensjahren hat er die Kontinuität der von Mommsen initiierten, monumentalen Vorhaben garantiert, bei der Quellenarbeit die internationalen Kontakte ungeachtet der Wirrungen des Ersten Weltkrieges gepflegt und mit seinem engagierten Einsatz in der Detailarbeit immer wieder Beispiel gegeben. Im fruchtbaren Klima einer späten Blütezeit der Berliner Forschungen zur Antike konnte er so mit Wissenschaftlern wie Diels, Hirschfeld, Norden, Wilamowitz, Wilcken u. v. a. jenen hohen Standard etablieren, dem die deutsche Altertumswissenschaft bis heute ihren guten Ruf schuldet.
Zumal mit seiner Arbeit für das "Corpus Inscriptionum Latinarum" setzte er Maßstäbe in der Edition lateinischer Inschriften. Die von ihm besorgte Auswahlsammlung der "Inscriptiones Latinae Selectae" - besser bekannt als "der Dessau" - ist auch nach hundert Jahren ein unentbehrliches Arbeitsmittel des Althistorikers und die vielleicht am häufigsten benutzte epigraphische Quellensammlung. Die erste Auflage der "Prosopographia Imperii Romani" - ein "Who is Who" des römischen Kaiserreichs - entstand unter seiner tatkräftigen Beteiligung als Herausgeber. Überdies gab er der Historia Augusta-Forschung die wesentlichen Impulse. Und im Pauly-Wissowa, dem maßgeblichem Nachschlagewerk zur Alten Welt, hat er mit über sechshundert Artikeln zu einer umfassenden "Realencyclopädie" beigetragen; Hermann Dessau hat aber auch in seiner "Geschichte der römischen Kaiserzeit" die Fähigkeit zur historischen Synthese unter Beweis gestellt.
Dennoch ist der Forscher einer größeren Öffentlichkeit kaum präsent, tritt seine Person fast vollständig hinter dem Werk zurück. Die am "Corpus Inscriptionum Latinarum" beteiligten Wissenschaftler möchten nun auch die Person Hermann Dessau „zurück“ in die Öffentlichkeit holen.
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