Das meiste der 2018 anlässlich einer Voruntersuchung entdeckten Siedlungsstelle wird im Boden verbleiben, darüber werden neue Häuser errichtet. "Letztlich graben wir nur dort, wo neue Baumaßnahmen im Vorfeld eine Dokumentation unumgänglich machen", so LWL-Archäologe Prof. Dr. Michael Baales. "Da hier über Jahrtausende viel Erdmaterial zunächst ab- und anschließend neu aufgetragen wurde, befinden sich die Gruben und Pfostenspuren alter Gebäude so tief, dass sie bei der Errichtung neuer Wohnhäuser nicht erreicht werden." Sie können demnach im Boden verbleiben und seien geschützt, so Baales weiter. Eine Ausgrabung war dennoch nötig, da für das von der Stadt und einem Ingenieurbüro geplante Bauvorhaben eine Erschließungsstraße gebaut sowie Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden müssen. Die Bodeneingriffe hierfür reichen weit tiefer, als die Arbeiten für den Häuserbau es tun werden.
Die archäologischen Arbeiten wurden von einer Fachfirma ausgeführt. "Dafür, dass lediglich eine 120 Meter lange und sechs Meter breite Trasse aufgebaggert wurde, sind annähernd 100 Gruben und Pfostengruben eine beeindruckende Ausbeute", findet Grabungsleiter Thies Evers. Im Boden fanden sich die Spuren mehrerer Getreidespeicher, deren größter eine 6-Pfosten-Konstruktion von über vier Metern Länge und zweieinhalb Metern Breite war. Zudem zeichnete sich auch ein größerer Hausgrundriss in der Straßentrasse ab, dessen genaue Ausmaße wegen des begrenzten Untersuchungsfensters aber nicht genau erfasst werden konnten.
In bis zu einem Meter Tiefe fanden sich ehemalige Vorratsgruben und darin Funde, die dabei helfen, einen Fundplatz zeitlich einzuordnen: Keramikscherben in verschiedensten Ausführungen. "Einige Teile schlicht gearbeiteter Vorratsgefäße fanden sich ebenso wie aufwendig verzierte und teils sehr dünnwandige Scherben. Die künden durchaus von einigem Repräsentationsbedürfnis der ehemaligen Besitzer", erklärt Evers. Die Machart der Keramik lässt für die Fachleute den Schluss zu, dass die Siedlung um Christi Geburt (frühe Römischen Kaiserzeit) bewohnt wurde. Die Überschneidung einiger Bodenspuren zeigt zudem, dass der Ort über mehrere Generationen besiedelt war.
Nicht überraschend, aber dennoch für die Forscher interessant ist der Fund einiger jungsteinzeitlicher Keramikscherben und Fragmente von Feuersteinwerkzeugen. In der Nachbarschaft zwischen Werl und Soest sind mehrere jungsteinzeitliche Siedlungsplätze bereits seit längerem bekannt.