Katerina Douka erhält Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie
Katerina Douka, 1981 in Griechenland geboren und Spezialistin für die C14-Datierung, bekommt den Preis für ihre Oxforder Doktorarbeit von 2011 über die Chronologie von Wanderungsbewegungen altsteinzeitlicher Menschen im mediterranen Raum anhand der Datierung von Schmuck aus Muscheln (Titel: "Investigating the Chronology of the Middle to Upper Paleolithic Transition in Mediterranean Europe by Improved Radiocarbon Dating of Shell Ornaments"). Ihre Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag für die Archäologie der Eiszeit dar, da sie sowohl die Methodik der C14-Datierung weiterentwickelt, als auch Schlüsselfragen zu der Besiedlung Europas durch den modernen Menschen ab einem Zeitpunkt vor 40.000 Jahren behandelt. Douka stellt eine verbesserte Methodik für die Datierung von Muscheln vor, wie sie oft von Menschen der Altsteinzeit als Schmuck getragen wurden. Sie hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man zwei verschiedene in den Muschelschalen vorkommende Mineralien, nämlich Kalzit und Aragonit, lösen und voneinander trennen kann, um dann speziell den Aragonit zu datieren. Die Datierung von Meeresmuscheln ist besonders wichtig, da Muschelschmuck als Indiz für die Anwesenheit moderner Menschen gelten kann: an Fundplätzen früherer Menschenformen wie beispielsweise der Neandertaler kommt er nicht vor.
Mit ihrer Methode hat Dr. Douka Muschelschmuck von 14 bekannten Fundplätzen aus dem Libanon, der Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich untersucht. Diese Fundplätze sind wichtig für Archäologen, die die Einwanderungen moderner Menschen nach Europa in der Übergangsphase zwischen dem Mittel- und Jungpaläolithikum verstehen wollen. Vielen geläufigen Annahmen widersprechend, stellte Katerina Douka fest, dass die frühesten Muschelperlen in Westeuropa (Frankreich) zu finden sind und nicht, wie erwartet, im Nahen Osten. Sie konnte auch nachweisen, dass moderne Menschen eindeutig schon vor mehr als 36.500 Jahren in Westeuropa anwesend waren. Dies stärkt die Tübinger Hypothese, wonach der moderne Mensch Europa dem Donautal folgend rasch besiedelte, anstatt sich langsam von Ost nach West auszubreiten. Die Arbeit von Katerina Douka beeindruckt vor allem dadurch, dass sie eine neue Methodik einsetzt, um mit Erfolg Fragen in einem überregionalen Maßstab anzugehen, was sich in der Archäologie oft als schwierig erweist.
Die Preisverleihung findet am 24. Januar um 11 Uhr an der Universität Tübingen in den Fürstenzimmern auf Schloss Hohentübingen statt.