»Die gute Erhaltung der in den Baggerschnitten erfassten Strukturen lässt erwarten, dass wir große Teile des Dorfplanes im Zuge der flächigen Ausgrabungen freilegen und dokumentieren können. Das wird spannende und wichtige Einblicke in die frühe Besiedlung der Filderebene ergeben«, sagt Dr. Jörg Bofinger, Leiter des Referats Operative Archäologie am LAD.
Die archäologischen Sondierungen waren erforderlich, da im Planungsgebiet bereits in den 1990er Jahren Spuren einer großen Siedlung aus der frühen Jungsteinzeit (zweite Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr.) entdeckt wurden. Die Siedlung soll im Vorfeld der geplanten Baumaßnahmen der Stadt ausgegraben und untersucht werden. Die jetzt abgeschlossenen archäologischen Prospektionen hatten dabei zum Ziel, das Areal für die nachfolgenden Rettungsgrabungen möglichst genau einzugrenzen.
»Die Stadt Leinfelden-Echterdingen ist sich ihres kulturellen Erbes bewusst und arbeitet sehr eng mit dem LAD zusammen. Die Ausschreibung der Ausgrabungsarbeiten wird durch die Stadt derzeit auf den Weg gebracht. So soll es zu keiner Beeinträchtigung der geplanten Erschließungsarbeiten und Baumaßnahmen kommen«, so Eva Noller, Erste Bürgermeisterin der Stadt Leinfelden-Echterdingen.
Mittels 27 Baggerschnitten, die systematisch über das Planungsareal auf einer Fläche von 6,4 Hektar angelegt wurden, wurde festgestellt, dass sich das Siedlungsgebiet mit einer Ausdehnung von rund drei Hektar vom Bereich nördlich der Max-Lang-Straße bis an die S-Bahn-Trasse im Süden erstreckt, wo die Fundstelle beim Bau der Schienen in den 1990er Jahren angeschnitten und teilweise ausgegraben wurde. Neben der jungsteinzeitlichen Siedlung stießen die Archäologen auch auf eine kleine, bislang unbekannte, hochmittelalterliche Siedlungsstelle am westlichen Rand des Untersuchungsgebiets.
In den Sondageschnitten wurden nun Überreste jungsteinzeitlicher Langhäuser nachgewiesen, die belegen, dass hier ein Dorf der frühesten bäuerlichen, also sesshaften Siedler in Südwestdeutschland existierte. Diese Kultur wird nach der typischen Verzierungsart der Keramikgefäße in Form von eingeritzten bandförmigen Mustern als Linearbandkeramische Kultur bezeichnet.
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen und die archäologische Denkmalpflege des Landes Baden-Württemberg bereiten derzeit die archäologische Ausgrabung des überplanten Bereichs vor. Die Untersuchungen werden durch eine archäologische Fachfirma durchgeführt und sollen voraussichtlich ab Juni 2020 beginnen.