Johanna-Mestorf-Akademie zeichnet Forschungen zum Verhältnis von Mensch und Umwelt aus

Jo Sindre P. Eidshaug (Trondheim, Norwegen) und Li Tang (Jena) teilen sich den Johanna-Mestorf-Preis 2025 für herausragende Dissertationen im Bereich der sozial-ökologischen Forschung und der Landschaftsarchäologie.

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Dr. Jo Sindre Eidshaug (Trondheim, Norwegen) und Dr. Li Tang (Jena) teilen sich den Johanna-Mestorf-Preis
Dr. Jo Sindre Eidshaug (Trondheim, Norwegen) und Dr. Li Tang (Jena) teilen sich den Johanna-Mestorf-Preis (Foto: Jan Steffen, Cluster ROOTS/Uni Kiel

Wie haben sich Menschen in der Vergangenheit an besondere Lebensräume wie Küste oder Hochgebirge angepasst und auf Veränderungen der Umwelt reagiert? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt zweier außergewöhnlicher archäologischer Dissertationen, die die Johanna-Mestorf-Akademie an der Christian-Albrechts-Universität am 24.3.2025 mit dem renommierten Johanna-Mestorf-Preis ausgezeichnet hat.

"Beide Promotionsarbeiten waren ambitioniert, methodisch innovativ und haben unser Wissen über das Verhältnis von Mensch und Umwelt in der Vergangenheit entscheidend erweitert. Wir haben uns daher entschieden, den Preis in diesem Jahr zu teilen", sagte der Prähistoriker Prof. Dr. Johannes Müller, Sprecher der JMA während der Preisverleihung im Audimax der CAU.

Dr. Jo Sindre Eidshaug erhielt den Preis für seine Dissertation mit dem Titel "Remote sensing, words, objects: In pursuit of new avenues for coastal archaeology in Tierra del Fuego and Norway“ (Fernerkundung, Wörter, Objekte: Auf der Suche nach neuen Wegen für die Küstenarchäologie in Feuerland und Norwegen), die er an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) abgeschlossen hat.

In dieser stark interdisziplinär ausgelegten Dissertation hat sich Jo Sindre Eidshaug mit den Beziehungen zwischen Mensch und Meer sowohl in Feuerland als auch an der norwegischen Küste beschäftigt. Er bezog dabei Methoden der Fernerkundung, der Ethnographie, der Linguistik und der Archäologie mit ein. "Die Dissertation entspricht in hohem Maße dem Ziel des JMA-Preises, interdisziplinäre Forschungsthemen zu fördern und innovative und mutige Forschung voranzutreiben", betonte Prof. Dr. Eileen Eckmeier, Geoarchäologin und Vize-Sprecherin des Exzellenzclusters ROOTS an der CAU, während der Laudatio.

"Ich fühle mich sehr geehrt, den Johanna-Mestorf-Preis zu erhalten", bedankte sich Jo Sindre Eidshaug bei dem Preiskomitee, "Er ist eine starke und wichtige Anerkennung für die harte Arbeit, die hinter der Dissertation steckt. Das schließt die Arbeit von Kollegen der norwegisch-argentinischen Forschungskooperation Marine Ventures mit ein. Darüber hinaus unterstreicht er, wie wichtig es ist, natur- und geisteswissenschaftliche Informationsquellen zu kombinieren und neue Wege in der Küstenlandschaftsarchäologie zu beschreiten."

Für seine Dissertation hatte der Preisträger auch ein im 19. Jahrhundert erstelltes Wörterbuch der feuerländischen Yagan-Sprache digitalisiert. Jetzt will er es für die Forschung und die Öffentlichkeit zugänglich machen. "Diese Arbeit ist im Gange, und das Preisgeld wird dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Sie soll letztlich auch den heutigen Yagan-Gemeinschaften in Feuerland zugutekommen", erläuterte Jo Sindre Eidshaug.

Die zweite Preisträgerin ist Dr. Li Tang, die aktuell am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena arbeitet. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre an der CAU abgeschlossenen Dissertation mit dem Titel "High-altitude dietary adaptations on the interior Tibetan Plateau in prehistory: Archaeobotanical, paleoproteomic, and stable isotopic evidence" (Anpassungen der Ernährung an die Höhenlage auf dem inneren tibetischen Plateau in der Vorgeschichte: Archäobotanische, paläoproteomische und stabilisotopische Nachweise).

Die Preisträgerin hat sich in der Arbeit mit der Ernährungsanpassung auf dem tibetischen Hochplateau in der Vergangenheit beschäftigt und analysiert, wie frühere menschliche Gemeinschaften auf Umweltherausforderungen reagierten und dabei auf ein neues System für Ackerbau und Viehzucht umstellten. "Dieses ausgezeichnete und hervorragend geschriebene Werk zeigt einen starken naturwissenschaftlich-archäologischen Kontext und belegt, wie verschiedene Fachbereiche innerhalb der Archäologie erfolgreich integriert werden können", betonte ROOTS-Vize-Sprecher Prof. Dr. Martin Furholt in der Laudatio.

"Ich freue mich sehr über die Verleihung des Preises. Diese Auszeichnung bestätigt die Bedeutung meiner Dissertation, die die Komplexität der menschlichen Reaktionen auf die verschiedenen hochgelegenen Landschaften des tibetischen Plateaus entschlüsselt. Sie motiviert mich auch, die gemeinsame Entwicklung von menschlichen Gesellschaften und der Umwelt während des Auftretens und der Intensivierung des neuen agropastoralen Systems in der Region weiter zu erforschen", sagte Li Tang anschließend.

Ihren Teil des Preisgelds plant die Wissenschaftlerin für eine bevorstehende Forschungsreise nach Tibet und in die weitere Region zu verwenden. "Dort möchte ich die Ernährungsgewohnheiten der Vergangenheit, Krankheiten und soziale Interaktionen weiter untersuchen und hoffe, dass die Erkenntnisse über vergangene Gesellschaften Licht auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Zusammenhang mit extremen Umweltbedingungen, Klimawandel und menschlichen Einflüssen weltweit werfen werden", ergänzte sie.

Der mit 3000 Euro dotierte Johanna-Mestorf-Preis wird bereits zum siebten Mal im Rahmen dieser Konferenzreihe verliehen. Er zeichnet jeweils junge Forscherinnen oder Forscher aus, die eine exzellente Dissertation im Bereich sozial-ökologischer Forschung oder Landschaftsarchäologie verfasst habe.