Gefunden wurde sie von Jenaer Archäologen während der diesjährigen Ausgrabungen im Süden Portugals. „Dieses Bruchstück stammt von einer kleinen Schale, die in Athen hergestellt wurde und sagt uns, dass bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. Menschen in dieser Gegend siedelten und Handelskontakte mit Griechenland unterhielten“, erklärt Dr. Graen. „Insgesamt existieren in der Region nur vier solcher Scherben.“
Mit Region meint er die heutige Algarve. Seit 2009 graben die Jenaer Archäologen dort unweit der Stadt Silves eine römische Villa aus. Während die Küstenregion archäologisch schon sehr gut erschlossen ist und einige Prachtbauten zum Vorschein kamen, ist das Hinterland weitestgehend unerforscht. „Deshalb drängte sich das Projekt förmlich auf“, sagt Dennis Graen, der sich bereits seit einigen Jahren mit dem antiken Portugal beschäftigt. „Wir wollen wissen, wie und – vor allem wovon – die Bewohner dieser Gegend vor 2.000 Jahren lebten.“ Wahrscheinlich stammt die Villa aus dem dritten oder vierten Jahrhundert n. Chr. Manche Spuren deuten sogar auf das erste Jahrhundert n. Chr. hin. Klar ist nur, dass der Boden in dieser Landschaft sehr fruchtbar war und heute noch ist.
Nach Ausweis der Funde konnten sich die Bewohner auch hier Luxus leisten. So legten die Archäologen der Universität Jena Reste eines wasserdichten Fußbodens frei, der – zusammen mit Teilen einer Fußbodenheizung – auf die Existenz einer Thermenanlage hindeutet. „Wir haben hier ein sehr breites Spektrum an Funden“, berichtet Henning Wabersich, Mitarbeiter im Portugal-Projekt. „Neben den üblichen Keramikfunden kamen z. B. Fensterglasreste, Münzen, eine Pinzette und eine Haarnadel zum Vorschein.“ Auch die griechische Scherbe fand sich im Schutt der römischen Villa. Sie lag allerdings vermutlich schon mehr als 500 Jahre im Erdreich, bevor man das Gebäude errichten ließ.
Die Aktivitäten der Jenaer haben sich inzwischen in der Gegend herumgesprochen. „An uns waren Vertreter eines benachbarten Bezirkes herangetreten mit der Bitte, doch auch einmal bei ihnen unter die Erde zu schauen“, erzählt Grabungsleiter Graen. „Schließlich locken antike Ruinen Touristen ins Hinterland.“ Ein Grundbesitzer hatte bei eigenen „Sondierungsgrabungen“ – er hatte einfach zwei Löcher ausgehoben – Mauerreste entdeckt. Die Jenaer Archäologen legten während der diesjährigen Kampagne an dieser Stelle, dem kleinen Örtchen Espargal im Bezirk Loulé, einen wissenschaftlichen Schnitt an und fanden Gebäudereste aus römischer Zeit, die vermutlich zu einem kleinen Landhaus, einer sogenannten villa rustica, gehören.
Welche Ausmaße diese haben, ist allerdings noch nicht klar. Das gilt es im nächsten Jahr herauszufinden. In einem größeren Projekt wollen sie in den kommenden Jahren an beiden Orten gleichzeitig graben. Für Archäologiestudenten der Friedrich-Schiller-Universität ist das eine gute Gelegenheit, praktische Erfahrungen zu sammeln. Außerdem werden Jenaer Geographen mit dabei sein. Sie wollen Pollenanalysen durchführen, um zu erforschen, welche Pflanzen an diesem Ort in der Antike wuchsen und angebaut wurden. Vielleicht erfahren die Jenaer Altertumswissenschaftler dann, womit die Siedler im portugiesischen Hinterland ihr Geld verdienten.