Wie die irische Zeitung »Independent« am Sonntag berichtete, sind die Depots in denen das Irische Nationalmuseum archäologische Funde zur weiteren Bearbeitung lagert, hoffnungslos überfüllt. Und zwar derart, dass die Kuratoren aufgrund des Platzmangels inzwischen »nicht einmal mehr an das Material herankommen, geschweige denn es katalogisieren können«, wie Olivia Mitchell, kulturpolitische Sprecherin der Partei Fine Gael, sagte. Wie Mitchell weiter ausführte, hätten Mitarbeiter des Nationalmuseums bereits Archäologen gebeten, keine weiteren Funde anzuliefern. Etwa 1,5 Millionen archäologische Objekte müssen derzeit noch inventarisiert werden.
Ursache für den ungewöhnlich hohen Fundanfall sind die zahlreichen Strassenbauvorhaben. Die Strassenbaubehörde National Road Authority (NRA) gibt allein in diesem Jahr über 25 Mio. € für baubegleitende archäologische Ausgrabungen aus - das sind etwa 1,5% des diesjährigen Gesamtvolumens der Bauprojekte, welches knapp 1,7 Mrd. € beträgt. Insgesamt rechnet die NRA für das Projekt »Transport 21« mit einem Kostenaufwand von 300 Mio. € für die archäologischen Arbeiten.
Aufgrund der umfangreichen Bautätigkeit hat sich die Anzahl der Grabungsgenehmigungen in den letzten 10 Jahren vervierfacht. Dadurch sei die Archäologie zwischenzeitlich einer der am stärksten wachsenden »Wirtschaftszweige« Irlands, schreibt John Drennan im Independent.
Die aktuelle Krise bei der Aufbewahrung und Nachbearbeitung des archäologischen Fundguts ist für Irland besonders peinlich, da das Land in Kürze Gastgeber des World Archaeological Congress sein wird, der vom 29.6. bis 4.7. in Dublin stattfindet. Imageschäden sind wohl zu befürchten, wenn die internationalen Gäste von dem »Depot-Desaster« erfahren.