Renommierte Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Polen, den Niederlanden und den USA, der Schweiz und der Tschechischen Republik werden im Rahmen des Kolloquiums den Magdeburger Dom als ein Kunstwerk von europäischem Rang würdigen und die Kathedrale in den besonderen Blickpunkt des öffentlichen Interesses rücken. "Die breite und interdisziplinäre Ausrichtung der Themen umfasst aktuelle historische, theologische, bau- und kunstgeschichtliche Forschungsergebnisse", sagt Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn, Vorsitzender des Europäischen Romanik Zentrums e. V., "wobei der Epochenrahmen von Otto dem Großen bis in die Frühe Neuzeit gesteckt ist." Denkmalpflegerische Fragestellungen und die aufsehenerregenden Ergebnisse der archäologischen Grabungen begleiten die wissenschaftliche Würdigung einer der bedeutendsten Kathedralen im Heiligen Römischen Reich. Aktuell laufen im Magdeburger Dom die Vorbereitungen für die dritte und vorläufig letzte Grabungskampagne, die bis zum November 2010 dauern wird. Weitere hervorragende Ergebnisse werden erwartet.
Mit diesem "Längsschnitt" durch alle Bereiche des vorgotischen und gotischen Magdeburger Doms feiert die Tagung auch den Abschluss des Großen Dominventars, das von 2005 bis 2009 am Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der MLU in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt erstellt wurde. Das Inventarwerk befindet sich gegenwärtig in Vorbereitung zum Druck. Mit seinem Erscheinen, voraussichtlich noch vor Ende dieses Jahres, erfüllt sich damit ein über hundert Jahre alter Wunsch, den Bau und seine Ausstattung vollständig zu erfassen. Aus der Inventarisierungsarbeit entwickelten sich die Idee zur Tagung und wesentliche Teile ihres Konzepts.
Der Magdeburger Dom ist der bedeutendste Sakralbau im Bundesland Sachsen-Anhalt und die größte im ausgehenden Mittelalter vollendete Kirche in Deutschland. Nach einem Brand 1207 wurde der von Kaiser Otto dem Großen begründete Dom durch einen vollständigen Neubau ersetzt. Die feierliche Schlussweihe erfolgte 1363, die zweitürmige Westfassade fand um 1520 ihre Vollendung. In dieser nahezu dreihundertjährigen Bauzeit wurde stets der kaiserliche Anspruch des Ursprungsbaus zum Maßstab genommen. Seither überstand die erzbischöfliche Kathedrale die verheerenden Zerstörungen Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg und im 2. Weltkrieg. Bis heute prägt sie eindrucksvoll die Silhouette der Stadt.