Die Ägäis erlebte in der Bronzezeit eine rasante kulturelle Entwicklung, bei der das maritime Element eine entscheidende Rolle spielte. Zunächst waren es Bewohner der Kykladeninseln und später die nach ihrem legendären König Minos als Minoer bezeichneten Kreter, die seetüchtige Boote und Schiffe bauten. Mit diesen beherrschten sie zwischen 2.800 und 1.200 vor Christus die wichtigsten Seewege zwischen den Ägäisinseln sowie dem europäischen Festland und Kleinasien. „Dadurch wurden Kontakte mit anderen Regionen möglich. Diese waren die Grundlage eines frühen wirtschaftlichen Aufschwungs und der Motor eines dynamischen kulturellen Fortschritts“, erläutern die Organisatoren der Ausstellung. An der Vorbereitung und Umsetzung waren auch Heidelberger Studierende im Rahmen der archäologischen Bachelor- und Master-Studiengängen beteiligt.
Die Ausstellung "Insel der Winde. Die maritime Kultur der bronzezeitlichen Ägäis" bietet einen Überblick vom Beginn der ägäischen Schifffahrt mit einfachen, gepaddelten Booten, die direkt an den Stränden anlanden konnten, bis zu der Entwicklung der minoischen "Hochseeflotte" für deren Betrieb komplexe Hafenanlagen von Nöten waren. In drei Themenbereiche gegliedert steht am Anfang der Ausstellung der Lebensraum der Bewohner mit seinen Inseln und dem sie umgebenden Meer. Daran schließt sich die Entwicklung des Schiffbaus mit seinen Materialien und Werkzeugen sowie die Nutzung der Schiffe an. Im dritten Themenbereich werden die landseitigen Einrichtungen der maritimen Kultur und das logistische Umfeld der Schifffahrt, bzw. des damit einhergehenden Handels dargestellt.
Im Mittelpunkt der Präsentation, die vom Institut für Klassische Archäologie in Kooperation mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe und mit Unterstützung der J. F. Costopoulos Foundation Athen erarbeitet wurde, stehen Rekonstruktionen und detaillierte Modelle von Schiffen und Hafenanlagen. Ergänzend kommen Nachbildungen von archäologischen Funden aus dem Ägäisraum hinzu, darunter ein antikes Bootsmodell sowie Gegenstände aus einem Schiffswrack. Einen wichtigen Beitrag in der Ausstellung leisten die langjährigen Untersuchungen und Experimente des Designers Thomas Guttandin und des Architekten und Städteplaners Gerhard Plath, die maßstabsgetreue Rekonstruktionsmodelle von Schiffen und Hafenanlagen zur Verfügung gestellt haben.
Die Ausstellung ist bis zum 24. Juli 2011 in der Abguss-Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie, Marstallhof 4, zu sehen und Sonntag 11 bis 17 Uhr; Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag 14 bis 17 Uhr; Mittwoch 14 bis 19 Uhr geöffnet.