Der Einbau einer Aufzugsanlage am noch bestehenden Ostflügel des Schlosses im Bereich des ehemaligen Corps de Logis, des Haupttraktes des Schlosses, erforderte die Freilegung verfüllter Keller und Fundamentbereiche bis in eine Tiefe von sieben Meter unter der heutigen Geländeoberkante auf einer Gesamtfläche von etwa 260 Quadratmetern.
Barockzeitliches Fundmaterial aus der Blütezeit des Schlosses im 17./18. Jahrhundert konnte in großen Mengen geborgen werden. Es handelt sich um Bauteile wie hölzerne Türen und metallene Türbeschläge, großformatige Ziegel und steinerne Architekturteile. Neben für diese Zeit typischen malhornverzierten Keramikscherben, Tonpfeifenfragmenten und Glasresten wurden auch ein kupferner Nürnberger Rechenpfennig – mit der anonymen Prägung »BEDENCKE DAS END und NURNBERG RECH« – und sogar ein silberner Dreier von 1676 mit Braunschweiger Prägung gefunden. Vereinzelt gelang daneben die Bergung aufwendig verzierter Fayencefliesenfragmente. Diese wurden zum Teil vor Ort in Zerbst hergestellt. Nachweislich gab es dort seit 1721 eine fürstliche Fayence-Manufaktur. Ihr erster gestalterischer Leiter Johann Caspar Ripp war vor und nach seiner Zeit in Zerbst unter anderem in der königlichen Porzellanmanufaktur Meißen tätig. Es existieren sogar Theorien, die besagen, dass das berühmte Zwiebelmuster noch vor Meißen in Zerbst zur Anwendung kam.
Schwarz glasierte Ofenkachelfragmente und handgeschmiedete eiserne Nägel vermitteln einen Eindruck von den Einbauten im Schloss. Besonders imposant sind drei schwere und großformatige, hervorragend erhaltene gusseiserne Kaminplatten. Eine von ihnen weist das Anhalt-Zerbster und Holstein-Gottorfer Wappen auf; eine weitere zeigt vermutlich eine Darstellung der Jagdgöttin Diana, die von Nymphen und Putten flankiert wird. Geradezu spektakulär ist, dass sich auf der dritten Kaminplatte die Initialen eines bekannten Zerbster Fürsten und seiner Gemahlin befinden. Es handelt sich um die Initialen CA (linke Seite) und JE (rechte Seite) – CA für Christian August, Fürst von Anhalt-Zerbst (1690 bis 1747), JE für Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf (1712 bis 1760). Es sind die Eltern der russischen Zarin Katharina der Großen (1729 bis 1796), die als junges Mädchen ab 1742 noch unter ihrem Geburtsnamen Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst mit ihrer Familie im Zerbster Schloss lebte. Von hier brach sie 1744 zu ihrer Vermählung mit dem russischen Thronfolger Peter nach Russland auf.
Mehrere Teile eines (Wand?)-Reliefs mit baldachinartigen Elementen und einem filigran ausgearbeitetem Frauenkopf aus Sandstein gehörten möglicherweise zum Bestand der vorkriegszeitlichen Zerbster Schlossausstellung, die bei dem verheerenden Bombardement der Stadt Zerbst im letzten Kriegsjahr 1945 zerstört wurde.
Das Fundspektrum wird ergänzt durch Relikte der fürstlichen Küche, wie sie bereits aus der Grabung im Schlossgarten vor einem Jahr bekannt geworden sind – darunter Reste von Miesmuscheln und große Mengen an Austernschalen. Weitere Tierknochenfunde harren noch der Reinigung und Auswertung; möglicherweise enthalten sie weitere Belege für Vogelfang und Überreste exquisiter Meeresfrüchte wie Krabben.
Aus archäologischer Sicht besonders interessant sind nicht zuletzt die Hinweise auf eine ältere, vorbarockzeitliche Nutzung des heutigen Schlossareals. Hierzu gehören neben spätmittelalterlichen auch früh- bzw. hochmittelalterliche Funde wie slawische Keramik und schließlich auch eine urgeschichtliche, wohl bronzezeitliche Scherbe, die an der tiefsten Stelle der Ausschachtung in der Kellerverfüllung geborgen wurden. Dies unterstreicht die Theorie, wonach das Zerbster Schloss auf einer slawischen Wasserburg des 12. Jahrhunderts gründet, die bereits vor 1196 durch die Askanier und Albrecht den Bären zu einer mittelalterlichen Burganlage mit Vor- und Hauptburg sowie mit Festungsmauer und Graben umgebaut wurde.
Die Anlage wurde im Laufe der Zeit beständig umgestaltet und vergrößert und entwickelte sich bis ins 16. Jahrhundert zu einer sogenannten Ganerbenburg mit einzelnen Häusern für verschiedene Familienzweige weiter. Von da an geriet die Anlage in einen zunehmend baufälligen Zustand und wurde teilweise abgerissen. Ab 1681 erfolgte der damals zeitgemäße Neubau in Form der barocken, dreiflügeligen Schlossanlage, deren Reste heute von ihrer einstigen Größe zeugen.
Das nun bei den Ausschachtungsarbeiten freigelegte und dokumentierte Mauerwerk gibt Hinweise auf ehemalige An- und Umbauten. Andere, auf den ersten Blick unscheinbare Beobachtungen, führen in die jüngere Geschichte: An den freigelegten Wänden und Fensterlaibungen waren an mehreren Stellen Bleistift-Graffiti im Verputz erkennbar, die offenbar entstanden, als die Räume während des Zweiten Weltkrieges als Luftschutzkeller genutzt wurden. Erkennbar sind zum Beispiel das Datum »21.4.1943« und die Auflistung »Stadthalle, Leiter, 10 Meter Leiter Friedhof, Seiten(?) Schippe«. Seit Juni 1940 wurden in Zerbst 341 Fliegeralarme gezählt, ohne dass Bomben fielen. Dies änderte sich am 16. April 1945, als bei einem verheerenden Bombenangriff und darauf folgendem tagelangen Beschuss rund 80 Prozent der Zerbster Innenstadt zerstört wurde, darunter große Teile des Schlosses, und fast 600 Menschen ihr Leben verloren – die größte Katastrophe der Stadt Zerbst in ihrer über tausendjährigen Geschichte.