Vor 1,8 Millionen Jahren entstand in Afrika mit Homo erectus der erste wirklich reiselustige Vertreter unserer Vorfahren. Er besiedelte den Vorderen Orient, dann Europa und erreichte schließlich vor 500.000 Jahren den südasiatischen Raum. In seinem gesamten Verbreitungsgebiet gibt es keine jüngeren Erectus-Funde als 100.000 Jahre, mit einer Ausnahme: in der Nähe des Dorfe Ngandong waren in den 1930er Jahren Fossilien der frühen Menschenform gefunden worden, die später auf ein Alter von 35.000 - 50.000 Jahren datiert wurden. Homo sapiens erreichte dieses Gebiet etwa 40.000 Jahre vor heute. Ein Zusammentreffen der beiden Menschegattungen wäre also theoretisch möglich gewesen.
Ein Forschungsteam um Etty Indriati von der Gadjah Mada University in Yogyakarta hat im Jahr 2010 Nachgrabungen an dieser Fundstelle durchgeführt, um die damalige Datierung zu überprüfen. Die radiometrische Datierung aller Proben ergab ein wesentlich höheres Alter: die Fundstelle ist mindestens 145.000 Jahre alt. Die neue Datierung passt wesentlich besser zu den anderen bisher bekannten Erectus-Fossilien. Damit liegt die Vorstellung eines Treffens zwischen Homo erectus und Homo sapiens nicht mehr im Bereich des Möglichen.
Publikation
Die Ergebnisse wurden veröffentlicht in PLoS ONE 6(6): e21562. doi:10.1371/journal.pone.0021562