Die Anfänge der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte lagen lange Zeit im Dunkeln verborgen – im wörtlichen Sinne. Die Malereien der eiszeitlichen Jäger- und Sammlerinnengesellschaften sind nur in unterirdischen, schwer zugänglichen Höhlen zu finden. Für private Interessenten sind viele dieser Plätze nur schwer oder gar nicht erreichbar. Der 1980 verstorbene deutsche Fotograf und Bühnenkünstler Heinrich Wendel hat sie ans Licht geholt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Von 1964 bis 1977 hat Wendel auf seinen Reisen in Frankreich und Spanien Einlass und Fotoerlaubnis zu 50 Höhlen bekommen. Das Ergebnis sind 3000 Dias von bestechender künstlerischer und fotografischer Qualität, in denen er die rund 30 000 Jahre alten Malereien dokumentierte. Heute zählt die Sammlung Wendel zu den besonderen Schätzen des Neanderthal Museums in Mettmann.
Das NHM Wien kann mit der Statuette der rund 25 000 Jahre alten „Venus von Willendorf“ und einer sogar 32 000 Jahre zählenden Frauendarstellung namens „Fanny vom Galgenberg“ zwei außergewöhnliche Schätze der Altsteinzeit zu seiner umfangreichen Sammlung zählen. Nun wird dieser urgeschichtliche Forschungsschwerpunkt durch die Ausstellung vertieft.
Die Motive der altsteinzeitlichen Künstler umfassten vor allem Darstellungen der eiszeitlichen Tierwelt wie Mammuts, Wisente, Pferde, Hirsche oder Auerochsen. Die Lebewesen sind frei im Raum schwebend, laufend, stehend dargestellt. Zeichnungen der eiszeitlichen Landschaft fehlen vollkommen. Die Darstellung des menschlichen Körpers bleibt meist auf einzelne Körperteile beschränkt wie Kopf, Rumpf, Hände oder Geschlecht. Auch Symbole wie Pfeile, Punkte oder Linien sind im künstlerischen Repertoire enthalten.
In mehreren Themenkreisen wird die faszinierende Vielfalt der steinzeitlichen Malereien dargestellt. Wissenswertes über Herstellung und Datierung dieser ungewöhnlichen Kunstwerke, beliebte Motive dieser Bilderwelten und deren wissenschaftliche Interpretationen werden dem Betrachter vermittelt.
Da sich die Ausstellung dem Betrachter als virtueller Höhlenraum nur mit Hilfe einer Handlampe erschließt, lässt sich fast die Wirkung diese Bilder auf die altsteinzeitlichen Höhlenbewohner nachvollziehen. Im dunkel gehaltenen Ausstellungsraum befinden sich 23 Stoffbahnen von 3,5m Breite und 2,5 m Länge, die einen Raum bildenden Effekt haben. Darauf sind eiszeitliche Malereien in ihrer natürlichen Größe sowie Texte gedruckt.