Der Vertrag festigt die langen Verbindungen zwischen den ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern und der Abteilung hessenARCHÄOLOGIE des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
Die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald, aus der 2008 der Verein hervorging, widmet sich seit 25 Jahren der historischen Bergbauforschung und der Montanarchäologie. Reichelsheim spielte von Anfang an eine große Rolle, denn hier betreiben die Ehrenamtlichen seit 2001 eine archäologische Untertage-Grabung im Auftrag der Gemeinde und des Regionalmuseums. Aus diesem Projekt erwuchs ein enger Kontakt und ein intensiver Austausch mit der Außenstelle Darmstadt der Abteilung hessenARCHÄOLOGIE, der die Zusammenarbeit zwischen hessenARCHÄOLOGIE und den Kreisen Odenwald und Bergstraße prägt. »Es ist beeindruckend, mit welchem Anspruch und welcher fachlichen Qualität hier im Ehrenamt gearbeitet wird, die wir auch von unserer Seite sehr gerne unterstützen«, betonte Udo Recker bei der Vertragsunterzeichnung.
Im Laufe der Jahre weitete sich der Fokus der Arbeitsgemeinschaft von der reinen Bergbauforschung hin zur Betrachtung der Bergbaurelikte als Elemente der Kulturlandschaft. Entsprechend breit ist bei heutigen Geländeaufnahmen auch das Spektrum an Spuren der menschlichen Nutzung in der Landschaft, welches von der Gruppe kartiert wird (du kartierst entweder das Spektrum oder du kartierst die Spuren, dann wäre es aber werden): Altwegesysteme und historische Flurstrukturen werden ebenso aufgenommen wie Meilerplätze zur Holzkohleherstellung, Lesesteinhaufen und alte Ackerflure unter Wald.
»Wirklich spannend bei dieser Arbeit ist, dass man ein vollkommen anderes Bild der historischen Kulturlandschaft erhält und erst langsam beginnt zu verstehen, wie sich das heute (noch) sichtbare, abwechslungsreiche Inventar an Kulturlandschaftselementen entwickelt hat«, erläutert Jochen Babist. Landwirtschaft, aber eben auch Bergbau und eine entsprechend angepasste Forstwirtschaft haben in den letzten Jahrhunderten zahlreiche Veränderungen nach sich gezogen, die bis heute ökologische Standortfaktoren darstellen. Unsere heutige Kulturlandschaft mit ihrer Biodiversität sei, so Babist, nur zu verstehen und zu schützen, wenn man ihren geschichtlichen Werdegang berücksichtige. Die Ehrenamtlichen des Vereins sind jedoch nicht nur in der Forschung tätig, wo sie den fachlichen Austausch mit zahlreichen Institutionen und Gruppen im In- und Ausland pflegen. Wichtig sind der Arbeitsgemeinschaft auch der denkmalgerechte Erhalt der Bergbaurelikte und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit. Hierfür pflegt der Verein seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem Regionalmuseum Reichelsheim Odenwald, das über eine eigene Bergbau- und Geologie-Abteilung verfügt. So war es ein logischer Schritt, den Aktivitäten eine gemeinsame institutionelle Basis zu geben. Mit Unterstützung durch die Gemeinde und den Geo-Naturpark Bergstraße- Odenwald sowie zusätzlichen Förderung des Landes Hessen entstand am Museum ein Schleiflabor, in dem nun Gesteinsproben für weitere Untersuchungen aufbereitet werden können. In diesem Jahr ist als weiterer Schritt der Aufbau einer »Forschungsstelle Montanarchäologie und Kulturlandschaft« im Nebengebäude geplant, die mit Bibliothek und Arbeitsplatz ausgestattet die zentrale Anlaufstelle für alle weiteren Forschungsarbeiten des Vereins werden wird.
Der nun unterzeichnete Kooperationsvertrag stellt zusätzlich die Basis für eine noch intensivere Zusammenarbeit dar. So berät der Verein Altbergbau die hessenARCHÄOLOGIE in fachlichen Belangen der Montanarchäologie und unterstützt hessenweit bei der Sicherung und Erforschung von Bergbaurelikten. Im Odenwald und an der Bergstraße unterstützen die Ehrenamtlichen anlassbezogen die Bestandserhebung von Kulturdenkmälern. Die hessenARCHÄOLOGIE wiederum gewährt technische und wissenschaftliche Unterstützung für die Durchführung der gemeinsamen Projekte. Auch eine gemeinsame Ergebnispräsentation in Publikationen und Tagungen ist angedacht. »Für das Regionalmuseum Reichelsheim Odenwald sind der Kooperationsvertrag und die Einrichtung der Forschungsstelle ein großer Gewinn«, freut sich Museumsleiter Gerd Lode. Der stellvertretende Abteilungsleiter der Bergbauabteilung Jochen Rietdorf ergänzt »das Museum, das auch in das Netzwerk der Informationszentren des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald eingebunden ist, erreicht über seine BesucherInnen zahlreiche Multiplikatoren, die den Gedanken der Denkmalpflege auch über den Odenwaldkreis hinaustragen werden.«