Die Schenkung soll dazu dienen, Daten zur Verbreitung bzw. Verdrängung verschiedener Wildtierarten sowie zur Formenvielfalt der zugehörigen Haustierarten zu erlangen. Es ist vermutlich die umfangreichste Sammlung von Trittsiegeln auf gebrannten Ziegelsteinen im europäischen Raum. "Als Schenkung werden die 69 Ziegelsteine mit etwa 150 Fuß- und sonstigen Abdrücken, vorwiegend von Säugetieren, in die Sammlungen unseres 'Weimarer Eiszeitinstituts' aufgenommen", erläutert Kahlke und fährt fort: "Alle Stücke wurden während meiner Studienzeit um 1980 aus Bau- und sonstigem Schutt mittelalterlicher Gebäuderuinen geborgen."
Das Gesamtmaterial ist gereinigt, katalogisiert, beschriftet und fotografisch dokumentiert. Gemeinsam mit einigen Trittspuren aus spätpleistozänen Vulkanaschen der Eifel sowie provinzialrömischen Funden bildet die Sammlung einen Grundstock für ein gesondertes, neues Trittsiegel-Archiv. Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, freut sich: "Biodiversitätswandel im Anthropozän, der Zeitspanne spürbarer menschlicher Einflussnahme auf die Lebensräume der globalen Tier- und Pflanzenwelt, ist eine der großen Zukunftsherausforderungen. Zur Einordnung des heutigen Artenverlustes sind Analysen der Verbreitungs- und Entwicklungsgeschichte pleistozäner und holozäner Floren- und Faunengemeinschaften unverzichtbar. Die neue Sammlung bietet uns die Gelegenheit, Daten zur Verbreitung bzw. Verdrängung verschiedener Wildtierarten wie Wolf oder Wildkatze sowie zur Vielfalt der zugehörigen Haustierformen wie Hunde oder Hauskatzen auf ungewöhnliche Art und Weise zu erlangen. Wir danken Ralf-Dietrich Kahlke für diese neue Möglichkeit – und noch viel mehr für seine mehr als vier Jahrzehnte währende Tätigkeit in Weimar!“
Ralf-Dietrich Kahlke wurde in Weimar geboren und wuchs dort im familiären Umfeld quartärpaläontologischer Forschungen, Grabungen und Expeditionen auf. Sein Vater gründete 1962 das Institut, in dem Kahlke dann über 40 Jahre tätig war – seit 1990 als Leiter. Dem Engagement des Weimarer Eiszeitforschers ist es zu verdanken, dass eine während der 1990er Jahre politisch zunächst angestrebte Abwicklung des Instituts verhindert werden konnte. Mit dem Jahr 2000 wurde die Weimarer Quartärpaläontologie als erstes Institut der neuen Länder Teil der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Seine erfolgreiche Eingliederung diente als Beispiel für spätere Erweiterungen Senckenbergs auf nunmehr bundesweit elf Standorte.