"Auf archäologischem Weg lassen sich wichtige Erkenntnisse über die Menschheitsgeschichte gewinnen, sei es aus Epochen, in denen schriftliche Überlieferungen überzuquellen scheinen, oder aus Zeiten, die sich aus dem Geschriebenen nicht erschließen lassen. Die Arbeit der Archäologen macht an keiner Zeitgrenze halt. Und ihre Erkenntnisse tragen wesentlich dazu bei, unsere Gegenwart besser zu verstehen.", so die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann. Die Themen der Versammlung reichten von der Paläontologie über die Altsteinzeit bis ins 18. Jahrhundert. Die Ministerin hob hervor, dass zur wissenschaftlichen Forschung auch die Vermittlung der gewonnen Ergebnisse in allgemeinverständlicher Form gehöre. Das leisteten die Archäologen in den beiden Häusern des Dezentralen Archäologischen Landesmuseums – dem Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg und der Keltenwelt am Glauberg im Wetteraukreis – in beispielgebender Weise. Die Landesregierung habe sich daher entschlossen, in dieses Konzept, das für die jeweiligen Regionen durch neue Arbeitsplätze und hohe Besucherzahlen nicht zuletzt positive strukturpolitische Wirkungen erziele, weiter zu investieren: "Unter der wissenschaftlichen Betreuung der hessenArchäologie fördert das Land das im Aufbau befindliche Archäologische Freilichtmuseum 'Zeiteninsel' vor den Toren Marburgs mit knapp fünf Millionen Euro."
Im Süden des Landes wird sich der Blick der archäologischen Forschung demnächst auf die Gastrasse richten, die durch Osthessen führt und auch von Modautal-Herchenrode bis Gernsheim reicht. "Nach den Erfahrungen aus anderen Trassengrabungen werden sich dabei mit Sicherheit wohl viele neue Einsichten in die Geschichte der Kulturlandschaft ergeben", sagte Kühne-Hörmann. Im Hinblick auf die Frage der adäquaten konservatorischen und sicheren Aufbewahrung solcher landesgeschichtlicher Quellen fügte sie hinzu, dass auch ein Konzept für ein Zentrales Archäologisches Funddepot zu entwickeln sei.
Kühne-Hörmann wies auch auf die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Entwicklungsplan für den hessischen Teil des Odenwaldlimes hin. Dieser Abschnitt sei durch Sanierung der Limesanlagen und die durchgängige Beschilderung mit Informationstafeln aufgewertet worden. Der bei Vielbrunn im Maßstab 1:1 nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruierte Limeswachturm habe sich zu einem regelrechten Tourismusmagneten entwickelt. In Dieburg – das zwar nicht zum Odenwald gehört, aber in römischer Zeit zentraler Verwaltungsort für die im Odenwald lebenden Römer war – sei die römische Abteilung neu eingerichtet worden. Für die römische Villa Haselburg in Höchst sei mit Geldern aus dem europäischen Leader-Programm und mit finanzieller Unterstützung des Kreises, der Gemeinde Höchst (die auch Träger der Anlage ist) und des Fördervereins ein Besucherinformationszentrum gebaut worden. "Alle diese Projekte erfüllen nicht nur die Verpflichtung zur Bewahrung des historischen Erbes, sondern setzen auch wirtschaftliche Impulse und sind in das touristische Konzept des Odenwalds eingebunden", hob die Ministerin hervor.
Beim Archäologietag präsentierte der Landesarchäologe Prof. Dr. Egon Schallmayer auch das Jahrbuch hessenARCHÄOLOGIE 2011. In dem Band stellen mehr als 70 Autoren in über 60 Beiträgen archäologische und paläontologische Unternehmungen des Jahres 2011 vor. "Die Beiträge verdeutlichen wieder die Vielfalt der im Boden verborgenen Geschichte unseres Landes. Dabei ist im Besonderen auf den weiten zeitlichen Bogen hinzuweisen, der sich von der Erforschung der Fauna des früh-karbonischen Kulm-Meeres vor rund 333 Millionen Jahren über den 34.000 Jahre alten paläolithischen Lagerplatz des frühen Homo sapiens sapiens bei Friedrichsdorf-Seulberg im Hochtaunuskreis bis hin zu einem wiederentdeckten neuzeitlichen Monument – die Gruft des Frankfurter Kaufmanns Philipp Heinrich Fleck aus dem frühen 19. Jahrhundert – erstreckt", sagte Schallmayer.