Handbuch zur Archäologischen Archivierung in Europa vorgelegt

Auch wenn für unsere fernen Vorfahren die aktuellen Staatsgrenzen in Europa nicht existierten, können diese heute Probleme bereiten, will man in unterschiedlichen Ländern die Vergangenheit erforschen. Schon beim Versuch, Zugang zu den Magazinen verschiedener Museen zu erhalten, stößt man auf eine so große Vielfalt von Erfassungs- und Lagerungssystemen für Grabungsfunde, dass Forschungen oft erheblich erschwert werden. Mitunter müssen interessierte Besucher einer Museumssammlung feststellen, dass bestimmte Dinge schwer aufzufinden oder schlecht dokumentiert sind. Im Mai/Juni 2014 kam nun ein Vorhaben zum Abschluss, das sich die Lösung dieses Problems zum Ziel gesetzt hat. Es verspricht, die Zeugnisse unserer gemeinsamen Vergangenheit leichter als je zuvor zugänglich zu machen.

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Buchcover
Das Handbuch zur Archäologischen Archivierung soll den Zugang zu archäologischen Informationen und Unterlagen über Ländergrenzen hinweg erleichtern.

Das Projekt ARCHES (Archaeological Resources in Cultural Heritage, a European Standard) zielt darauf ab, eine gemeinschaftliche Richtlinie für die Verwaltung archäologischer Entdeckungen und der zugehörigen Dokumentationen vorzulegen. Sind doch die bei Ausgrabungen und anschließender Auswertung entstehenden Aufzeichnungen mindestens so bedeutsam wie die geborgenen Objekte selbst, da sie erst den Hintergrund zum Verständnis von deren Nutzung und Entsorgung liefern. Und trotzdem werden diese Aufzeichnungen nicht immer nach einheitlichem Muster erstellt, was den Vergleich verschiedener Fundplätze erschwert. Auch besteht in vielen Ländern kein einheitliches System zur Sicherung der Ergebnisse archäologischer Arbeit in einer so anerkannt geordneten Weise, dass jeder Interessierte leicht die Information bzw. die Objekte findet, die er/sie studieren oder auch nur begreifen und bewundern möchte.

Im Rahmen des ARCHES-Projekts haben die Beteiligten ein Handbuch zur Archäologischen Archivierung in Europa erarbeitet, das ein internationaler Standard für die Erzeugung und Ordnung archäologischer Informationen und für den Umgang mit und die Lagerung von Objekten werden soll. Damit soll jeder Interessierte aus den teilnehmenden Ländern verstehen, wie der Zugang zu Unterlagen und Objekten in anderen Ländern funktioniert. Die große Bedeutung des Handbuches auf internationaler Ebene liegt darin, dass es Vorgeschichtsforschung in Gesamteuropa über alle – vorgeschichtlich irrelevanten – Staatsgrenzen hinweg ermöglicht. Die Richtlinien des ARCHES-Projektes helfen international Informationen zu teilen und fördern das gegenseitige Verständnis für die Beschaffenheit und die Bedeutung archäologischer Informationen. Außerdem erleichtern sie den länderübergreifenden Einsatz von Archäologen, wodurch sich Ideen und Arbeitsweisen bezüglich der Erforschung unserer Vergangenheit noch besser und schneller verbreiten werden. Hierdurch gewinnt die gesamte Europäische Gemeinschaft, denn wir alle haben Anteil an den Geschichten, die uns die Überreste der alten Kulturen erzählen.

Das Handbuch ist auf der ARCHES Website in sieben Sprachen als PDF zum kostenlosen Download zu finden oder kann hier heruntergeladen werden.

Info

ARCHES ist eine Kooperation von neun verschiedenen politischen Akteuren, darunter Institutionen aus Belgien (Ministère de la Région de Bruxelles-Capitale, Direction des Monuments et des Sites), der Tschechischen Republik (Archeologický ústav AV ČR, Prag), den deutschen Bundesländern Baden-Württemberg (Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart) und Sachsen-Anhalt (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt), Großbritannien (English Heritage), Island (Minjastofnun Íslands, Islands kulturarvsstyrelse), den Niederlanden (Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed), Schweden (Riksantikvarieämbetet) und der Schweiz (ArchaeoConcept). ARCHES wurde vom EU- Kulturfonds finanziert und vom Europae Archaeologiae Consilium (EAC) unterstützt.