Auf dem Mayener Grubenfeld wurde erstmals ein rekonstruierter Töpferofen der Zeit um 500 n. Chr. aus Mayen in Betrieb genommen. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt sollen drei Ofentypen aus der Spätantike sowie dem Hoch- und Spätmittelalter auf ihren technischen Entwicklungsstand hin untersucht werden. Bereits der erste Brennversuch zeigte deutlich, dass bereits in der frühen Phase der Mayener Töpfereiindustrie ein scheinbar einfach konstruierter, aber technisch ausgefeilter Ofentyp zum Einsatz kam. Zu diesem Ergebnis kamen die Keramikmeister Arno Hastenteufel und Achim Rech von den Fachschulen für Keramikgestaltung und Keramiktechnik in Höhr-Grenzhausen sowie die selbständigen Töpferinnen Anna Axtmann (Postbauer-Heng/Bayern) und Anja Bogott (Koblenz), die an dem Projekt beteiligt sind. Der Brennvorgang im spätantiken Schachtofen für rund 300 Gefäße ließ sich zuverlässig und stabil steuern. Darüber hinaus lag der Holzverbrauch geringer als vorher berechnet worden war. Weitere Ergebnisse werden von der Auswertung des Datenmaterials erwartet, das bei dem Brennversuch gesammelt wurde. Die Auswertung wird mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Obwohl Keramik die wichtigste Quellengattung der Archäologie darstellt, sind experimentalarchäologische Studien zu antiken und mittelalterlichen Großtöpfereien bis heute eine Forschungslücke. Das Labor für Experimentelle Archäologie, die jüngste Außenstelle des RGZM, wurde extra geschaffen, um ein Forum für die praktische Zusammenarbeit von Archäologen und Handwerkern zu bieten.
Die Grundlagen für dieses Experiment wurden durch die Forschungen der Archäologen am Forschungsbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte (VAT) in Mayen gelegt. Die Untersuchung der archäologischen Befunde der Mayener Töpfereiindustrie erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Konrad-Weidemann-Zentrum für mineralische Archäometrie der Universität Mainz.