Die Relikte keltischer Kultur erstrecken sich über weite Teile Europas, von der Iberischen Halbinsel und Irland im Westen über den Balkan bis zur Donaumündung im Osten. Die einzelnen Stämme bildeten keine „keltische“ Nation, besaßen aber Gemeinsamkeiten in Kunst und Handwerk sowie allem Anschein nach auch in Religion und Sprache. Südwestdeutschland gilt zusammen mit der Schweiz und Ostfrankreich als „Wiege der keltischen Kultur“ und steht deshalb seit Jahrzehnten im Zentrum der internationalen Keltenforschung. Die Große Landesausstellung präsentiert „Die Welt der Kelten“ in zwei großen Themenblöcken an zwei Standorten um den Stuttgarter Schlossplatz.
Der erste Themenblock „Zentren der Macht“ soll im Stuttgarter Kunstgebäude die Entwicklung der keltischen Zivilisation in Mittel- und Westeuropa vom 8. bis zum 1. Jahrhundert vor Christus zeigen – vom Beginn der Eisenzeit bis zur Ankunft der Römer. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen dann Fragen wie: Wer waren die Kelten und wo kamen sie her? Wie sah der Alltag der einfachen Menschen in der Eisenzeit aus und welchen Lebensstil pflegten die Eliten? Die Blütezeit der frühkeltischen Fürstensitze im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus soll ebenso beleuchtet werden wie das Aufkommen der ersten religiösen Zentren im 3. und die Entstehung der spätkeltischen Stadtanlagen, der so genannten Oppida, im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus.
ALs Höhepunkt dieses Ausstellungsteils sind die aktuellen Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten und vom Landesamt für Denkmalpflege koordinierten Schwerpunktprogramms zur Entstehung der ersten Städte nördlich der Alpen geplant. Gezeigt werden sollen die spektakulären Neufunde aus den Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen. Ausgrabungsfunde der Landesdenkmalpflege, wie die aus dem Vorderen Orient stammende Glasschale von Ihringen oder das Trinkhorn und der Zeremonialwagen aus dem Prunkgrab von Kappel werden ergänzt um herausragende Exponate aus Museen und Sammlungen in ganz Europa, die spannende Einblicke in die Welt der Kelten vor mehr als 2000 Jahren bieten.
„Kostbarkeiten der Kunst“, der zweite Themenblock, basiert auf den Sammlungsbeständen des Landesmuseums Württemberg und des Historischen Museums Bern, bereichert um Meisterwerke von den Britischen Inseln bis Italien und von der Atlantikküste bis ans Schwarze Meer. Der Ausstellungsteil, der im Stuttgarter Alten Schloss präsentiert werden wird, konzentriert sich auf die keltische Kunst vom 7. Jahrhundert vor Christus bis in das Mittelalter. Dabei spürt die Ausstellung dem ersten bedeutenden Beitrag des Nordens zur europäischen Kunstgeschichte nach. Prachtvoller Schmuck und reich verzierte Gebrauchsgegenstände aus Bronze, Eisen, Silber und Gold, Grabbeigaben und kultische Objekte mit Darstellungen fantastischer Wesen zeugen vom meisterlichen Kunstschaffen der Kelten. Mit stilbildenden Einzelstücken und Ensembles von höchster Qualität entsteht eine eindrückliche Vorstellung des keltischen Kunstschaffens.
Bei der Ausstellung dürfen antürlich nicht die Ausstattung des „Fürsten“ von Hochdorf, einer der bedeutendsten Grabfunde der europäischen Vorgeschichte, ebenso wie der so genannte Krieger von Hirschlanden, die älteste menschengestaltige Großplastik nördlich der Alpen fehlen. Die einzigartigen Kunstwerke aus dem „Fürstengrab“ des Kleinaspergle und der Silberring von Trichtingen – rätselhaft in seiner Funktion und bis heute ohne Vergleich – können zusammen mit vielen weiteren einmaligen Meisterwerken aus ganz Europa in einem neuen Blickwinkel bewundert werden.