Nachdem im Oktober 2023 bei Aushubarbeiten überraschenderweise Skelette zutage kamen, wurde die Fundstelle umgehend durch das LAD untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Knochen aus Körpergräbern stammen, von denen während dieser ersten Notbergungsmaßnahmen ein Dutzend dokumentiert werden konnten. Offensichtlich war auf dem der spätmittelalterlichen Stadterweiterung vorgelagerten Gelände ein bislang unbekannter mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Friedhof angeschnitten worden. Um das kulturelle Erbe vor der Zerstörung durch die geplante Bebauung zu bewahren und zu dokumentieren, wurde eine flächige, vom Vorhabenträger finanzierte Ausgrabung nötig.
Die Grabung wurde von der Firma ArchaeoBW durchgeführt. Im Verlauf der Untersuchungen kamen rund 150 weitere, an der West-Ost-Achse orientierte Bestattungen zutage. Bei den Skeletten gefundene Kleiderhäkchen und eine Reihe von Totenkronen aus Frauengräbern sprechen für eine Datierung ins 16./17. Jahrhundert. Aufgrund dieser zeitlichen Einordnung und topographischer Überlegungen scheint es am wahrscheinlichsten, dass es sich um den Friedhof des um 1500 gegründeten und Ende des 17. Jahrhunderts zerstörten Durlacher Spitals handelt. Neben dem Friedhof konnte auch der Graben der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung mit Futter- und Zwingermauer dokumentiert werden.
Die gefundenen Knochen wurden nach Abschluss der Grabungen dem LAD übergeben und werden nun im zentralen anthropologischen Archiv in Rastatt eingelagert. Dort stehen sie zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung. Das Bauvorhaben kann nun ohne weitere Einschränkungen seitens des LAD ausgeführt werden.