Idy war Priesterin der Göttin Hathor und trug den Titel "Herrin des Hauses", was sie als Frau aus einer wohlhabenden Familie ausweist. Ihre Bestattung befand sich in einer verschlossenen Seitenkammer, die in einem ca. 14 Meter tiefen Schacht innerhalb des Grabes von Djefai-Hapi I. angelegt war. Dieser Schacht war in der Antike geplündert worden, doch die meisten Grabbeigaben von Idy blieben unversehrt.
Zu den spektakulären Funden gehören zwei ineinander geschachtelte, aufwendig dekorierte Holzsärge aus importiertem Holz. Beide Särge sind mit außergewöhnlich kunstvollen Bildern und Texten für das Jenseits versehen. Die innere und äußere Dekoration der Särge übertrifft vergleichbare Objekte dieser Zeit und knüpft an die herausragende Qualität der Malereien und Inschriften im Grab von Idys Vater an. Besonders bemerkenswert ist die Fülle an religiösen Texten, sogenannten Sargtexten, Opferlisten und Titeln, die neue Erkenntnisse über die Rolle der Frauen und den Wissenstransfer im alten Ägypten versprechen.
Zu den weiteren Grabbeigaben gehören Statuen, ein Dolch, Herrschaftsinsignien sowie Nahrungsopfer. Eine ebenfalls beschriftete Kiste enthielt die Kanopen, in denen die bei der Mumifizierung entnommenen Eingeweide Idys – Leber, Milz, Lunge und Gedärm – aufbewahrt wurden. Darüber hinaus wurden Reste von Idys Gewand sowie ihre teilweise zerstörten Knochen gefunden, die erste Hinweise auf ihr Leben und ihre Gesundheit geben. Erste Analysen deuten darauf hin, dass Idy etwa 40 Jahre alt wurde und an einem Fußleiden litt.
Idys Vater Djefai-Hapi I. wurde in der Antike vergöttlicht und sein Grab war mehr als 2000 Jahre ein fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses des alten Ägypten. Dieses Grab aus der Zeit um 1880 v. Chr. besticht durch seine monumentale Felsarchitektur mit über 11 m hohen, bis zu 28 m tiefen und 70 m weit in den Fels gehauenen Räumen, die mit Malereien und Inschriften versehen sind.
Die Ausgrabungen erfolgten im Rahmen der 18. Grabungskampagne des Instituts für Ägyptologie der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Universität Sohag (Ägypten), der Kanazawa Universität (Japan) und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Nach der konservatorischen Sicherung der Funde werden diese dem Ägyptischen Ministerium für Antiken und Tourismus übergeben. Das Asyut-Project erforscht seit 2003 die Nekropole der altägyptischen Stadt Assiut. Ziel des Projekts ist es, neue Einblicke in die Geschichte und Kultur des Mittleren Reichs zu gewinnen.
Vortrag zum Thema
Ein Vortrag von Prof. Dr. Jochem Kahl über den Fund findet unter dem Titel "Das Begräbnis der Dame Idy – ein nicht ganz alltäglicher Fund in Assiut" am Mittwoch, 16. Oktober 2024, um 18 Uhr in der Freien Universität Berlin, Fabeckstraße 23/25, 14195 Berlin im Raum 2.2058 statt.