Offenbar lebten schon vor über 5.000 Jahren Menschen im Umfeld vom heutigen Heek. Zumindest haben sie ihre Angehörigen hier bestattet. Zwei Dutzend Gräber aus der Zeit der sogenannten Trichterbecherkultur (3.400 - 2.850 vor Christus) fanden die Experten des LWL bei ihren Grabungen. »Die Entdeckung eines solchen Gräberfeldes ist ein Glücksfall«, meint Dr. Bernhard Stapel von der LWL-Archäologie für Westfalen. »Es zeigt, dass immer noch viele unbekannte Zeugnisse unserer Vorfahren im Boden versteckt sind.« In den Gräbern befanden sich mehrere Grabbeigaben, darunter reich verzierte Keramikgefäße in unterschiedlicher Form. Daneben konnten die Archäologen auch Beile und Pfeilspitzen aus Feuerstein bergen.
Von den Bestatteten selbst haben sich allerdings keine Knochen erhalten. »Der Boden ist hier sehr sandig«, erläutert LWL-Archäologe und Grabungsleiter Dr. Ingo Pfeffer. Der Sand entzieht den Knochen das Kalzium, dadurch vergehen sie schneller. »Uns bleiben daher nur die Grabbeigaben und damit ein Einblick in diese längst vergangene Kultur. Wir können uns ein Bild vom Leben und Sterben vor 5.000 Jahren machen«, so Pfeffer weiter.
Besonders die Keramikgefäße sind jedoch sehr brüchig. Der feuchte Sandboden hat auch ihnen schwer zugesetzt. »Daher mussten wir die Gefäße noch vor Ort im Block bergen«, erklärt LWL-Restauratorin Lina Pak. Bei diesem Verfahren werden die Funde vorsichtig weiträumig freigelegt und noch mit dem sie umgebenden Boden eingegipst. Auf diese Weise ist es möglich, die Objekte im Ganzen zu bergen und in die Restaurierungswerkstatt zu bringen. »Dort können wir dann die instabile Keramik unter kontrollierten Bedingungen aus dem Block herausholen und stabilisieren«, so Pak. Insgesamt gab es zehn solcher Blockbergungen auf der Grabung in Heek-Nienborg. Mit dem Restaurieren hat Pak gerade erst begonnen. »Das wird noch eine Weile dauern. So eine akribische Arbeit benötigt viel Zeit und Geduld.«
Eigentlich hatten die Archäologen nur damit gerechnet, eine eisenzeitliche Siedlung erforschen zu können. Bereits in den Jahren 2016 und 2017 hatte die LWL-Archäologie mehrere Probegrabungen auf dem betroffenen Gelände durchgeführt. »Dabei entdeckten wir Spuren einer jahrtausendealten Besiedlung«, führt Pfeffer an. Zu den Spuren zählen Grundrisse von Wohnhäusern oder Speichern sowie Abfallgruben. »Diesen ersten Hinweisen konnten wir jetzt nachgehen und eine ganze Siedlung dokumentieren.« Auf einer Fläche von insgesamt 2,5 Hektar förderten die Wissenschaftler Spuren von mindestens drei eisenzeitlichen Gehöften zu Tage. Zudem fanden sie zahlreiche Keramikscherben, die eine genaue Datierung erlauben. »Wie wir schon vermutet hatten, stammt die Siedlung aus der Eisenzeit, also von etwa 800 vor Christus bis Christi Geburt«, erläutert Stapel. »Wir haben dadurch wichtige Erkenntnisse zur Besiedlung des Raums an der Dinkel gewinnen können.«
Die Ausgrabungen der Archäologen sind jetzt abgeschlossen. »Nun müssen wir uns an die Nachbereitung der Grabung machen«, so Pfeffer. »Auch die Gefäße aus den Blockbergungen dürften uns noch einige spannende Informationen über die Jungsteinzeit hier vor Ort liefern.«