Daraufhin überprüften Fachleute des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) im Dezember 2020 und März 2021 die Fundstelle. Ihre Nachgrabungen erbrachten sechs weitere Goldmünzen. Neun der zehn Münzen fanden sich dicht beieinander, in Abständen von 30 – 70 Zentimetern. Eine wurde dagegen in rund 18 Metern Entfernung entdeckt und dürfte vom Pflug verschleppt worden sein. Sie lagen bis zu 25 Zentimeter unter der Oberfläche. Bei den Nachsuchungen wurden die Fundstelle und ihre Umgebung mit Schaufeln, Bagger und Metallsonden gründlich überprüft, sodass keine weiteren Münzen vor Ort verblieben sein dürften.
Vier der Münzen stammen aus Frankreich, sechs aus Deutschland. Drei werden als »Ecu d’or« bezeichnet und wurden unter König Philipp VI. (1328–1350) ab 1337 geprägt. Die sechs deutschen Münzen entsprechen dem Typ »Goldener Schild«. Dabei handelt es sich um Nachahmungen eben dieser Ecus, die vom deutschen Kaiser Ludwig IV. (1328–1347), genannt »der Bayer«, geprägt wurden. Sie sehen den französischen Stücken sehr ähnlich, zeigen aber natürlich den deutschen Kaisernamen und das Reichswappen statt der französischen Lilien. Die zehnte Münze, ein »Pavillon d´or«, stammt wiederum von Philipp VI., wurde ab 1339 geprägt und zeigt einen sitzenden Herrscher vor einen Zelt, das mit Lilien verziert ist.
Der Fund ist von großem landesgeschichtlichem Interesse. Er stellte für seine Zeit einen ganz erheblichen Wert dar, und es ist kaum vorstellbar, dass er einfach verloren wurde. Allerdings weist im Umfeld des Fundortes auch nichts darauf hin, wer einen solchen Schatz absichtlich verborgen haben könnte. Besonders interessant ist das gemeinsame Vorkommen der deutschen und französischen Münztypen. Historisch ist bekannt, dass die deutschen Münzen aus Gold geprägt wurden, das der englische König Edward III. an Ludwig den Bayern zahlte, um dessen Neutralität im hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu gewährleisten.
Der Fund wurde gestern im Emsland Archäologie-Museum, Meppen, von Landrat Marc-André Burgdorf, Dr. Philipp Scheid (Leiter Kulturbereich der Kreisverwaltung), Dr. Jana Esther Fries (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) und Thomas Kassens (Kreisarchäologe Emsland) der Öffentlichkeit vorgestellt. »Wir haben damit ein wertvolles Puzzleteil der Geschichte unserer Region gefunden, das noch vollständig entschlüsselt werden muss. Die Aufklärung der offenen Fragen rund um diesen Fund gleicht fast einem archäologischen Krimi«, sagte Landrat Burgdorf. Auch Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, zeigt sich begeistert: »Wieder einmal fasziniert ein Goldfund in Niedersachsen die Öffentlichkeit, und es ist den Archäologinnen und Archäologen im Landesamt für Denkmalpflege und im Landkreis Emsland zu verdanken, dass hier mit schnellem Handeln wertvolles Kulturgut für zukünftige Generationen und die Wissenschaft bewahrt werden konnte.«