Mit ihrer umfangreichen orientalischen Münzsammlung ist auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) Teil dieses Großprojekts. Mit seinen etwa 21.000 Exemplaren beherbergt das Orientalische Münzkabinett Jena die zweitgrößte öffentliche Sammlung orientalischer Münzen in Deutschland. In die KENOM-Datenbank sind 10.000 Exponate eingepflegt worden, 1.460 davon sind auf dem öffentlichen Portal – dem "virtuellen Münzkabinett" – einsehbar. Mit dabei sind zwei Highlights der Jenaer Sammlung: Zum einen eine blassgoldene Münze von der Größe eines 20-Cent-Stücks aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist mit knapp 150 Wörtern beschrieben, nicht unüblich für Münzen aus dem Orient. Im "virtuellen Münzkabinett" wird darüber hinaus die aus der Sammlung der Universität Jena weithin bekannte Goldmünze mit dem Bildnis des Kalifen 'Abd al-Malik des 7. Jahrhunderts hervorgehoben.
Das "virtuelle Münzkabinett" erlaubt ab sofort den Zugang zu bislang nicht-öffentlichen Magazinbeständen. Mit hochauflösenden Bildern und einer umfangreichen Dokumentation und Erschließung bedeutender Münz-, Medaillen- und Geldscheinsammlungen liefert KENOM einen breitgefächerten Quellenbestand für alle numismatisch Interessierten. Gefördert wird das Projekt mit 220.000 Euro durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Beteiligte Institutionen sind die Universität Göttingen, die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, das Niedersächsische Landesmuseum, das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit Museum für Ur- und Frühgeschichte sowie die Stiftung Moritzburg Halle (Saale), Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt. Assoziiert ist das Orientalische Münzkabinett der Universität Jena.
Vertreten wird die Universität Jena durch Prof. Dr. Stefan Heidemann von der Universität Hamburg. Heidemann, der bis 2010 in Jena forschte, hat die wissenschaftlichen Arbeiten am Jenaer Münzkabinett gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Nebes koordiniert und für die Einbindung der bereits bestehenden Jenaer Digitalisate und Metadaten gesorgt. "An der FSU hat man bereits vor dem Start des Projekts mit der Digitalisierung begonnen, deshalb konnten wir im Zuge der Erstellung der Online-Datenbank auf vorhandenes Material zurückgreifen", so Heidemann. Für den Wissenschaftler ist das KENOM-Projekt zukunftsweisend: "Der Kreis der wissenschaftlichen Nutzer wird erheblich erweitert, was eine großräumige länderübergreifende Vernetzung erlaubt." Zudem sei die Integration einer vielfältigen Bandbreite an Sammlungstypen ein großer Vorteil, denn Münze ist nicht gleich Medaille oder Geldschein. Auch Münzen unterscheiden sich in ihrer wissenschaftlichen Erfassung nicht nur je nach Material, sondern auch nach literarischem Gehalt. Während zum Beispiel auf antiken Münzen oft Bildnisse zu sehen sind, können islamische Münzen mit bis zu 150 Wörtern und genauer Angabe von Ort und Datum eher mit einem Archivdokument verglichen werden.
Das "virtuelle Münzkabinett" wird an der FSU in Zukunft auch stark in die Lehre eingebunden sein. "Es vereinfacht die Präsentation unserer Bestände in den Lehrveranstaltungen ungemein, wenn man ein digitales Schaubild zeigen oder darauf verweisen kann", so Prof. Nebes, der den Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft innehat. Die Originalstücke sind aber nach wie vor im Orientalischen Münzkabinett für Forschungszwecke zugänglich.