Bei den Gottheiten handelt es sich zunächst um den obersten römischen Gott Jupiter, der auf einem Thron sitzend die nach ihm benannte Säule bekrönte. Von dieser Skulptur sind nur der Thron und der Unterkörper des Gottes erhalten. Möglicherweise zeigt ein stark beschädigtes Relief am Fuße der ehemals ungefähr fünf Meter hohen Säule ebenfalls Jupiter. Besser erhalten ist ein weiteres Relief, welches drei weibliche Göttinnen zeigt: Juno, die Gattin Jupiters, Minerva, die Göttin der Weisheit, und sehr wahrscheinlich Nemesis-Diana, die Göttin der gerechten Rache. "Die Darstellung von Nemesis-Diana ist im Rheinland etwas Besonderes", erläutert Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-ABR. "Wir haben kaum Nachweise darüber, dass sie zu römischer Zeit im Rheinland verehrt wurde." Die Göttin ist auf dem Relief anhand des Wagenrads zu erkennen. Zudem ist sie aber auch mit einem kurzen Gewand ausgestattet, das normalerweise für Diana, die Göttin der Jagd, typisch ist. Diese Darstellung als sogenannte Nemesis-Diana ist aus dem gesamten Römischen Reich bisher nur selten nachgewiesen.
Anhand von Keramikscherben, die sich in der Verfüllung des Brunnens befanden, konnte Grabungsleiter Dr. Martin Grünewald von der Außenstelle Titz des LVR-ABR nachweisen, dass der Brunnen noch bis in das 5. Jahrhundert in Gebrauch war. "Eine so lange Nutzung des Brunnens ist außergewöhnlich. Normalerweise wurden die bisher entdeckten Brunnen mit Jupitersäulen bereits im 3. oder 4. Jahrhundert verfüllt.", so Grünewald. Dieser Umstand könnte auch Aufschluss über die religiösen Verhältnisse im Rheinland während der spätrömischen Zeit geben. In vielen Brunnen auf den römischen Landgütern fanden sich die Reste von Jupitersäulen, die daher wahrscheinlich auf dem Hofgelände standen. Im Zuge der Christianisierung wurden diese als heidnisch erachteten Göttersäulen vielleicht absichtlich in die Brunnen gestürzt. Dass dies im Falle von Kerpen-Manheim erst im 5. Jahrhundert geschah, zeigt die zu dieser Zeit auf dem Land noch immer stattfindende Verehrung der römischen Gottheiten, nachdem in Köln und andernorts schon längst Kirchen errichtet worden waren. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Säule bei einem Einfall germanischer Stämme zerstört wurde und in den Brunnen gelangte. Denn seit dem 3. Jahrhundert drangen immer wieder Stammesverbände in das römische Gebiet links des Rheins ein.
Aber nicht nur der Inhalt, sondern auch der Brunnen selbst ist aufschlussreich. Die massive steinerne Fassung des Brunnens verrät einen hohen baulichen und logistischen Aufwand. "Die mehrere Tonnen wiegenden Sandsteine mussten über etliche Kilometer aus der Nordeifel zur Villa transportiert werden", führt Dr. Udo Geilenbrügge an, Leiter der Außenstelle Titz des LVR-ABR. "Das konnte sich nur ein wohlhabender Gutsherr leisten." Wann der Brunnen errichtet wurde, ist jedoch noch nicht klar. Die Funde aus der Verfüllung des Brunnens, neben Keramikscherben auch einige Münzen und ein Lederschuh sowie ein Sieb aus Bronze, geben darüber leider keinen zuverlässigen Aufschluss, da sie eher gegen Ende der Brunnennutzung in diesen gelangt sind. Ähnliche Brunnen aus diesem Gebiet wurden meistens im 2./3. Jahrhundert errichtet, weswegen das auch für den jetzt ausgegrabenen Brunnen denkbar wäre. Geilenbrügge und seine Kollegen erhoffen sich von den noch ausstehenden Untersuchungen an den Hölzern der Brunnenkonstruktion eine genaue Erkenntnis über den Zeitpunkt des Baus.
Im Rahmen des Braunkohletagebaus wurden in der Vergangenheit bereits mehrere römische Brunnen ausgegraben, die zu römischen Gutshöfen gehörten. Die villa rustica, zu der dieser Brunnen gehört, wurde bereits 1980/81 untersucht. Fast vier Jahrzehnte später erreichte der Tagebau Hambach den ca. 15 m tiefen Brunnen nun planmäßig. Nach vorsichtigem Abtrag der Tagebaurandböschung durch den großen Schaufelradbagger konnte der Brunnen dank logistischer Unterstützung durch RWE Stück für Stück freigelegt und die Säulenfragmente geborgen werden.