Die drei Kalksteinbruchstücke des Zeitmessers wurden in den 1960er Jahren bei Ausgrabungen auf dem ehemaligen Klosterareal entdeckt und ursprünglich für römische Spolien gehalten. Erst kürzlich konnten sie als Teile einer hochmittelalterlichen Sonnenuhr identifiziert werden. Die Ausgrabungen, die seinerzeit auf dem Gelände um das Kloster und spätere Stift St. Quirin durchgeführt wurden, werden derzeit in einem Forschungsprojekt des Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München am LVR-LandesMuseum Bonn ausgewertet.
Halbkreisförmige Sonnenuhren wie das jetzt in Neuss entdeckte Stück dienten in mittelalterlichen Klöstern der Anzeige der Gebetsstunden. An den Fragmenten aus dem Quirinusmünster sind die Abkürzungen der lateinischen Stundenangaben deutlich erkennbar. Die jeweiligen Zeiten, an denen Gebete zu verrichten waren, sind durch Verzierungen (Palmetten) besonders hervorgehoben.
Ursprünglich war die Sonnenuhr wohl an der Südwand des um 900 errichteten Klausurgebäudes angebracht. Bei späteren Bauarbeiten entfernte man die Sonnenuhr, zerschlug sie und arbeitete sie zu Konsolen um.
Die Rekonstruktion des Zeitmessers wird in Kürze in der Ausstellung „Nonnen, Bauleute, Pilger - Das Stift St. Quirin und 800 Jahre Quirinusmünster" zu sehen sein, die das Clemens-Sels-Museum Neuss vom 21. Juni bis zum 29. August 2009 zeigt.