Die Ergebnisse hat A. Berman 2005 dokumentiert und wie zu erwarten, fanden sich viele archäologische Fundstellen. Eine Analyse der Funktionen und des Charakters der Fundstellen fand in der Dokumentation nicht statt. Undiskutiert wurde davon ausgegangen, dass es sich meist um Siedlungen handele. Daher wurde vom 1.-19. Sept. 2006 unter der Leitung von Gunnar Lehmann, Universität Beer Sheva, und Hermann Michael Niemann, Universität Rostock, eine Nachuntersuchung des Geländes durchgeführt, als Teilprojekt des „Land of Philistia Survey“, das seit 1999 neben der Ausgrabung des Tell el-Far´ah Süd betrieben wird. Finanziert wurden der Survey sowie die Bearbeitung der Keramik und Laboruntersuchungen von der Universität Rostock.
Wer waren die Bewohner oder Besitzer der archäologischen Fundstellen? In welchen Perioden wurden die Fundstellen benutzt? Was war ihre Funktion? In welcher Beziehung standen sie zu den nahegelegenen kleineren und den größeren Siedlungen Aschdod und Tel Poran sowie Aschkalon, d.h. welche Stellung hatten sie im Siedlungssystem der Region? Neben der Beachtung der Frage der Funktion der Siedlungen wurde bei der Untersuchung über bisherige Aufnahmen hinaus die jeweilige Siedlung mit Hilfe „Geographischer Positionssysteme“ (GPS) vermessen, durch „Geographische Informationssysteme“ (GIS) ausgewertet sowie archäologisch datierbares Material (Keramik, Artefakte) gesammelt, weiterhin Informationen über landwirtschaftliche Installationen und geologische und geomorphologische Informationen verzeichnet, die zur Datierung und Charakterisierung beitragen können.
Erste vorläufige Ergebnisse lassen sich schon jetzt beschreiben und sind durchaus als Überaschung zu bezeichnen, denn die meisten, ja fast alle untersuchten vorhellenistischen Fundstellen waren, vielleicht mit Ausnahme der früh- und mittelbronzezeitlichen Fundstätten, keine Wohnsiedlungen, sondern landwirtschaftliche Nutzflächen. Das Fundmaterial (Keramik und Artefakte) stammt daher aus der Tätigkeit der dort beschäftigten Arbeitskräfte.
Vorläufig können Prof. Niemann und Prof. Lehmann folgende Periodisierung und Interpretation geben:
In der ersten Nutzungsphase, dem Chalkolithikum und der Frühbronzezeitscheint scheint es sich bei den Fundplätzen tatsächlich um Wohnsiedlungen gehandelt zu haben.
Die anschließende Epoche, die Mittelbronzezeit lässt sich nur undeutlich erfassen. Es bleibt unsicher, ob es sich bei den Fundstellen um Siedlungen oder um landwirtschaftliche Anlagen und Flächen handelt.
Ausschließlich entlang der Küste des Mittelmeeres zeigen sich in der Spätbronzezeit und Eisenzeit I vielfach landwirtschaftliche Anlagen auf dem Kurkarrücken (maritimes Küstengestein) direkt hinter dem heutigen Sandstrand. Hier wurde offenbar der im Hinterland angebaute Wein gepresst, in Behältnisse verfüllt und unmittelbar zur Verschiffung vorbereitet.
Seit der Eisenzeit II wurden zunehmend landwirtschaftliche Flächen innerhalb des heutigen Dünengebiets, also östlich der Kurkarfelsen am Strand, angelegt. Diese Felder wanderten nach Osten ins (heutige) Dünengebiet, in Mulden zwischen den Dünen mit hohem Grundwasser. Man weiß, die Dünen entstanden im Pleistozän, aber es ist unklar, ob sie in der Bronzezeit bereits in ihrem heutigen Ausmaß und ihrer heutigen Form bestanden.
Das hohe Grundwasser in dieser Zone bedarf einer Erklärung: Das Grundwasser staut sich vor der Küste im Landesinneren und erreicht bis kurz vor dem Ufer eine bemerkenswerte Höhe, was heute in zahlreichen Schilfmulden und dem dichten Pflanzenbewuchs zu erkennen ist. Die Mulden mit hohem Grundwasserstand bestehen aus Hamra, einem an sich landwirtschaftlich keineswegs guten Boden, dessen Qualität aber durch das hohe Grundwasser deutlich gesteigert wird, so dass Garten- bzw. Dünenwirtschaft (ethnologisch unter der Bezeichnung Massawi bekannt) entstehen und florieren konnte. Während jedoch die einfachen Unterkünfte der aus Aschdod, Tel Poran und Aschkalon und deren Umgebung stammenden Bauern keine Spuren hinterlassen haben, belegen die Funde von Artefakten und Keramik die einstige Nutzung der antiken Dünenlandwirtschaft.
Ein exemplarisches Ergebnis der Untersuchungen ist die Erkenntnis, dass in dieser Region seit der Spätbronzezeit ein Siedlungs- und Landnutzungssystem auf seine Umgebung reagiert und Anpassungen vorgenommen hat, ebenso wieder in der Eisenzeit II. Diese Wirtschaft hat sich fortgesetzt mit einem bedeutenden Höhepunkt in der byzantinischen Zeit. Danach bestand sie, wenn auch bescheidener, bis 1948 fort. Bei dem Dünen-/Gartenwirtschaftssystem handelt es sich um eine sehr arbeitsintensive Wirtschaft, die freilich auch rentabel ist: in osmanischer Zeit wurden hier Gemüse, Wein, Dattelpalmen angebaut.
Generell zeigt die aufgefundene landwirtschaftliche Situation, dass die Potenzen der Küstenebene im Vergleich zum Bergland beträchtlich und vielfältig waren, wenn sie konsequent wirtschaftlich denkend und handelnd und über eine auf das Lebensnotwendige beschränkte Wirtschaft hinaus in Richtung der Erarbeitung eines Überschusses genutzt wurden. Der in der Bibel im Hintergrund immer wieder fühlbare Neid der Berglandbewohner Judas gegenüber den wirtschaftlich besser gestellten Bewohnern des Hügellands (Schefela) und der Küstenebene wird damit verständlich.