Seit August 2018 finden auf dem Grundstück Große Oderstraße 25-28, gegenüber der Apsis der Marienkirche gelegen, umfangreiche archäologische Ausgrabungen statt. Die Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder) GmbH plant hier den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses, das in der historischen Flucht der 1945 zerstörten Altbebauung errichtet werden soll. Herausragende Zeugnisse für die Gründungsphase Frankfurts sind Kellergrundrisse aus der Mitte des 13. und aus dem frühen 14. Jahrhundert. Fundamente und Grundmauern späterer Bebauungsphasen vom 16. bis in das 19. Jahrhundert konnten ebenfalls freigelegt werden. Vielfältige Fundstücke der Renaissance geben einen detaillierten Einblick in die Alltagskultur der Frankfurter. Die Entdeckung der fünf Goldmünzen war eine große Überraschung für die Archäologen. »Écu« (= Schild) war vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert die Bezeichnung für Münzen im Königreich Frankreich. Ein »Écu d'Or« ist dementsprechend eine Goldmünze. Eine der sechs bei den Ausgrabungen gefundenen Münzen ist ein Dukat des Papstes Clemens VII. (1523- 1534). Die als Dukaten bezeichneten Goldmünzen wurden erstmals im späten 13. Jahrhundert in Venedig geprägt. Neben den Münzen kamen zahlreiche Bruchstücke importierter Gläser und Keramikgefäße zutage.
Der älteste Nachweis menschlicher Aktivitäten an dieser Stelle war ein Werkplatz aus der Mittelsteinzeit (Mesolithikum, um 7.000 v. Chr.), auf dem Feuersteinwerkzeuge hergestellt wurden. In der anschließenden Jungsteinzeit siedelten Menschen der schnurkeramischen Kultur (3. Jahrtausend v. Chr.). In die Bronze- und frühen Eisenzeit (900 bis 700 v. Chr.) datiert eine Dorfstelle, die bei den Grabungen dokumentiert werden konnte. Auch die Slawen hinterließen um 900 n. Chr. ihre Spuren, gefolgt von Siedlern und Kaufleuten der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die archäologischen Grabungen werden 2019 mit der Freilegung der Westseite bis an die noch im Boden weitgehend erhaltene historische Bauflucht fortgesetzt.