Im August diesen Jahres führte die Kantonsarchäologie im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Abteilung Kultur zum dritten Mal eine Ausgrabung mit Freiwilligen durch. Nachdem bereits zwei Mal römische Grabungen durchgeführt wurden, fand dieses Jahr erstmals eine Untersuchung in einer urgeschichtlichen Epoche statt.
Der dreiwöchige Feldkurs startete Ende Juli in Frick. Hier waren 1998 und 2014 Reste aus der Bronzezeit zutage gekommen. Der Feldkurs ermöglichte der Kantonsarchäologie nun einen Einblick in die benachbarte Parzelle, wo mittelfristig mit einem Bauprojekt zu rechnen ist, und wo man auch bronzezeitliche Schichten erwartete. Auf die bronzezeitliche Schicht stiessen die Freiwilligen aber nur am Rand. In rund zwei Meter Tiefe fand sich ein Kieskoffer, der sich nach Untersuchung durch einen Spezialisten als das Teilstück eines schmalen römischen Fahrwegs entpuppte, der von Frick auf den Kornberg hinaufführte. Dieser Befund ist ein weiteres Puzzleteil im römischen Strassennetz, von dem in Frick bereits Abschnitte bekannt sind. Damit die Freiwilligen auch bronzezeitliche Funde ausgraben konnten, wurde der Feldkurs teilweise und nach Abschluss der Arbeiten in Frick ganz nach Möriken-Wildegg verlegt.
Im Sandacker entstehen derzeit fünf Mehrfamilienhäuser. Die Wohnlage ist nicht nur heute begehrt, sondern war es bereits vor 3500 Jahren. Denn an dieser Stelle lag eine Siedlung aus der mittleren Bronzezeit. Deshalb führte die Kantonsarchäologie im Vorfeld des Bauvorhabens Ausgrabungen durch, um die Überreste zu dokumentieren. Dies geschah im ersten Baufeld baubegleitend; im Rahmen des Feldkurses konnte dann im August ein zusätzliches Feld ausserhalb des Bauperimeters und im zweiten Baufeld ein rund 250 m2 grosses Stück von Hand abgetragen werden, das sonst mit dem Bagger ausgegraben worden wäre.
Die Reste waren für die Bronzezeit typisch unscheinbar. Sie zeichneten sich in Form von Pfostenlöchern und Gruben oft nur als Verfärbungen im Boden ab. Unter der Leitung von zwei Archäologen dokumentierten die Freiwilligen diese Strukturen. "Zu Beginn war es schon eine Herausforderung, den Freiwilligen die Bedeutung dieser unscheinbaren Spuren zu vermitteln", sagt der Freiwilligenmanager und Grabungsleiter Pirmin Koch. "Aber je mehr wir ihnen über die Bronzezeit erzählten, desto eifriger wurden die Freiwilligen. Jede und jeder wollte seinen Beitrag zur Erforschung dieser Epoche leisten." Die Mittelbronzezeit ist schweizweit gesehen im Kanton Aargau archäologisch besonders gut belegt.
Die 14 Freiwilligen legten Pfostengruben, eine Abfallschicht, eine Feuerstelle und mehrere Brandgruben frei. Darin fanden sich hitzegerötete Steine und Holzkohle – Überreste von Gargruben, mit denen man damals die Speisen für ein Festessen zubereitete. Im Weiteren fanden sich kistenweise Keramikscherben, die helfen, die Siedlung zeitlich einzuordnen. Als Highlight und absolute Seltenheit kam ein vollständiger Bronzedolch zutage – allerdings bereits im ersten Baufeld und damit vor der Freiwilligengrabung. Das betrübte die Freiwilligen aber nicht, sondern ermunterte sie. "Am Schluss blieben sogar noch drei Hartgesottene, um auch die letzte Grube noch auszugraben", sagt Koch. Dank dem Einsatz der Freiwilligen sind weitere Erkenntnisse zur Römerzeit in Frick und zur Bronzezeit in Möriken-Wildegg gewonnen worden – und damit die Grundlagen für eine optimale Planung bei künftigen Bauprojekten.