Außerdem boten sie Fahrten mit dem Boot an, um die Taucharbeit zu beobachten. Projektleiter Helmut Schlichtherle vom Landesamt für Denkmalpflege erläuterte dazu: "Routinearbeit ist die laufende Tauchuntersuchung nicht gerade: Starke Strömungen, ein unübersichtliches Fahrwasser, weit aufragende Pfahlstrukturen am Seegrund und nahe gelegene Schifffahrtsrinnen erfordern eine ausgefeilte Logistik, ein angepasstes Sicherheitskonzept und bestens ausgebildete Taucher."
Die archäologischen Forschungstaucher untersuchen hier die prähistorischen Pfahlbausiedlungen im Ausfluss des Bodensee-Obersees. Zigtausende von Pfählen lassen Siedlungsstrukturen des 4. bis 1. Jahrtausends vor Christus erkennen. Insgesamt sind fünf mehrphasige Siedlungsareale bekannt und betonen die wichtige verkehrsgeographische Position des Konstanzer Trichters. Stellvertretend für die bedeutende Konzentration von Pfahlbauten an diesem Uferabschnitt kam im vergangenen Jahr die Station Konstanz-Hinterhausen auf die Liste des neuen UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen".
Die Untersuchungen dienen der Erkundung und Kartierung von Siedlungsbereichen unter Wasser, die bisher vor allem durch Fundberichte des 19. Jahrhunderts und Luftbilder bekannt waren. Die Maßnahmen sollen aktuelle Daten zum Erhaltungszustand der Fundstätten liefern. Es werden am Seegrund Vermessungspunkte gesetzt, Holzstrukturen vermessen, Zustandsdokumente mit einer Unterwasserkamera erstellt, Tiefenvermessungen des aktuellen Seebodens durchgeführt, und Pfahlproben für Datierungen mit der Methode der Dendrochronologie entnommen. Begleitet werden die Untersuchungen durch naturwissenschaftliche Messungen des Instituts für Seenforschung Langenargen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Für die künftige Überwachung des Welterbes werden so neue Grundlagen gelegt.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann man bereits sagen, dass umfangreiche Siedlungsbereiche sichtbar sind, der Umfang der Siedlungen größer ist als aus früheren Kartierungen ablesbar war, und dass komplexe, mehrphasige Baustrukturen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit zum Vorschein kommen. Das Fundmaterial datiert in verschiedene Phasen der Jungsteinzeit (ca. 3900-2400 v. Chr.) und in die Bronzezeit (ca. 1700-850 v. Chr.). Vielfach sind am Seegrund auch mittelalterliche bis frühneuzeitliche Wasserbauten festzustellen, die von den prähistorischen Befunden geschieden werden müssen.