Die verdreckten und beschädigten Objekte erhalten am RGZM Erste Hilfe und werden in erster in Linie mit Wasser- und Luftdruck gereinigt. Markus Wittköpper, der zuständige Restaurator für Nassholzkonservierung am RGZM, berichtet über seine Erfahrungen mit Holzobjekten aus dem Stadtmuseum Ahrweiler: "Je nach Erhaltungszustand gehen wir ganz individuell bei der Reinigung vor. Der Verlust an originaler Holzsubstanz ist zu vermeiden, die Fragilität der Objekte entscheidet über die Wahl der Reinigungsmethode. Dass der Kontakt mit Wasser, oder in diesem Fall besser 'Schlammbrühe', musealen Objekten in großem Maße schädigt, muss man niemandem erklären. Bei den bisher angelieferten, vollständig durchnässten, schlicküberzogenen Holzobjekten, besteht die Gefahr von Schimmelbildung, aber auch Trocknungsschäden wie Rissbildung oder Verformung. Durch eine langsame kontrollierte Trocknung sollen diese Risiken vermieden oder zumindest verringert werden." Für den Prozess der Reinigung und Trocknung sind bisher zwei Monate eingeplant.
Archäologin und Koordinatorin der Task-Force am RGZM Dr. Christiane Nowak-Lipps erklärt: "Wir haben natürlich auf diesen Hilferuf reagiert und angeboten, alle archäologischen Objekte für die Säuberung zu übernehmen und zwischenzulagern, bis das Stadtmuseum in Ahrweiler eine Alternative für ein Depot gefunden hat. Eine genaue Anzahl der Stücke liegt uns noch nicht vor. Wir erwarten unter anderem archäologische Objekte aus Keramik und Metall der lokalen Hunsrück-Eifel-Kultur sowie römische Reliefkeramik und römisches Glas." Die Erstversorgung vor Ort erfolgte durch das Technische Hilfswerk (THW) und ein Team des Notfallverbundes Thüringen aus Weimar mit vollausgestattetem Notfall-LKW. Sie übernahmen die Bergung der Objekte und bereiteten sie für den Transport vor.
"Das was den Menschen durch die Unwetter und Flut widerfahren ist, bestürzt uns sehr. Mit unserer Erste-Hilfe-Maßnahme möchten auch wir einen Beitrag dazu leisten, einen Teil der kulturellen Vergangenheit zu retten und den Menschen vor Ort wieder irgendwann ein Stück ihrer Identität zu geben. Wir fühlen uns verpflichtet, das kulturelle Erbe zu schützen und zu bewahren sowie kommenden Generationen anhand dieser Zeugnisse die Entwicklungsgeschichte vergangener Gesellschaften, die Parallelen bis in unsere Gegenwart aufzeigen, näher zu bringen", so fasst die Generaldirektorin des RGZM Professorin Alexandra W. Busch den Einsatz der Task-Force zusammen.
Um Kulturgut schnell sichern und retten zu können, haben sich für das Inland nach Katastrophen wie in Weimar, Köln, Halle und Dresden u.a. Notfallverbünde gegründet. Für Einsätze mit einem Schwerpunkt im Ausland ist die Initiative der KulturGutRetter entstanden, in welcher sich auch das RGZM engagiert. Das vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) koordinierte Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) entwickelt zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW) und dem RGZM gemeinsam mit vielen Partnern und Institutionen im In- und Ausland einen Mechanismus, um Erste Hilfe für mobiles und immobiles Kulturgut leisten zu können. Ziel ist es bis 2023 einen Rettungsmechanismus entwickelt zu haben, um im Krisenfall weltweit schnell, kompetent und effektiv Hilfe für Kulturgüter in Gefahr leisten zu können. Dieser Mechanismus muss nach 2023 in die internationalen Katastrophenmechanismen eingebunden und in seinen Strukturen fest implementiert werden. Finanziert wird die Entwicklung des Mechanismus durch das Auswärtige Amt.