Mittlerweile liegen eine Altersbestimmung sowie erste Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen vor: Nach einer Radiokohlenstoffdatierung stammt das in etwa vier Metern unter der heutigen Oberfläche angetroffene Grab aus den Jahren um 1560 v. Chr. und gehört damit in die Ältere Bronzezeit. Damals hatte in Süddeutschland der neue Werkstoff Bronze den zuvor viele Jahrtausende verwendeten Stein als Hauptmaterial für die Herstellung von Schmuck, Werkzeugen und Waffen abgelöst.
Das Skelett ist leider nur unvollständig erhalten, der anatomische Verband war bereits in Fundlage gestört. Die Untersuchung der Knochenreste ist noch nicht abgeschlossen. Bisher ist sicher, dass sie von einer etwa 17- bis 19-jährigen, grazilen und knapp über 1,60 Meter großen Frau stammen. Sogenannte Hockerfacetten im Bereich beider Sprunggelenke würden zu dieser Einordnung passen. Hinweise auf die Todesursache oder Anzeichen schwer wiegender Krankheiten wurden bisher nicht entdeckt. Der Leichnam der jungen Frau war ursprünglich wohl in linksseitiger Hocklage und zusammen mit zwei Tierknochen, die als Rohmaterialien für die Artefaktherstellung gedient haben könnten, niedergelegt worden.
Weitere Knochenfunde einer benachbarten Fundstelle, die zunächst ebenfalls als menschliche Skelette angesprochen wurden, haben sich nach näherer Inspektion der nunmehr gewaschenen Überreste sämtlich als Tierknochen erwiesen.
Gegenwärtig wurde im Baufeld des Hauptbahnhofs auch ein neuzeitlicher Kanal freigelegt und dokumentiert, der nun in den nächsten Tagen abgetragen wird. Vor wenigen Tagen einigten sich das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH auch vertraglich über Zeitpläne, Umfang und Ablauf der in den kommenden drei Jahren auf dem Gelände des künftigen Hauptbahnhofs erforderlichen Rettungsgrabungen. Ziel ist es, die bereits 2015 entdeckten römischen, alamannischen und renaissancezeitlichen Denkmale auf den verschiedenen Baufeldern des Großprojektes sachgerecht auszugraben. Dabei werden die Untersuchungen so getaktet, dass die Bauabläufe gemäß der Planungen der Bahn ungehindert fortschreiten können. Um darüber hinaus bei weiteren Zufallsfunden rasch reagieren zu können wird gleichzeitig die Überwachung der Erdarbeiten in den übrigen Arealen fortgesetzt.