Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, sagt: "Die schon 1924 geäußerte Prognose, dass 'die Eröffnung dieses neuen Saales sicher das Interesse an der ägyptischen Kunst und besonders an ihren Porträten neu beleben wird', hat sich bewahrheitet – und für 100 Jahre Amarna-Kunst im Neuen Museum war und ist die bunte Büste die schönste Botschafterin."
"Seit Jahren befinden wir uns mit Ägypten in gutem Austausch, sind an Grabungen vor Ort beteiligt und arbeiten zum Beispiel auch für Ausstellungen zusammen. Entgegen regelmäßiger anderslautender Berichte gibt es keine Rückgabeforderung der ägyptischen Regierung für die Büste der Nofretete – und auch keine neuen Dokumente, die die Rechtmäßigkeit ihres Verbleibs in Berlin in Zweifel ziehen würden.", ergänzt Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK).
Die damalige Presse lobte vor allem die architektonische Leistung des Ausstellungsumbaus im Neuen Museum. Für die Neugestaltung waren erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz des Gebäudes vorgenommen worden: Im Griechischen Hof wurde die Apsis abgetragen und ein Glasdach eingezogen, an den Seiten des Raumes kleinere Kabinette eingebaut. Der hinter dem Griechischen Hof liegende Raum wurde für die Aufnahme der Sarkophage umgestaltet. Zum Ägyptischen Hof wurde ein Verbindungsgang geschaffen.
Die Planungen für diesen Umbau hatten schon 1918 begonnen, nachdem der ursprünglich für das Ägyptische Museum geplante Neubau, ein an das Pergamonmuseum nach Süden anschließender Flügel zwischen Neuem Museum und Kupfergraben, aufgrund finanzieller Probleme auf unabsehbare Zeit zurückgestellt worden war. Bereits 1919 wurde das Glasdach über dem Griechischen Hof eingezogen, die weiteren Arbeiten konnten aber erst 1921 fortgesetzt werden. Ende 1923 waren dann die architektonischen Umgestaltungen abgeschlossen und die neue Ausstellungsfläche konnte bezogen werden. Der zentrale Mittelgang nahm monumentale Skulpturen auf, während die seitlichen Kabinette für die Präsentation der Objekte der Amarna-Zeit vorgesehen waren.
Die Objekte der Amarna-Zeit stammten nicht nur aus der Grabung von 1912/13, sondern auch aus früheren Kampagnen und Ankäufen. Sie waren seit 1918 sehr beengt und daher auch nur in Auswahl in den Räumen der Ägyptischen Abteilung im Neuen Museum präsentiert worden.
Die aufsehenerregende Sonderpräsentation bedeutender Funde aus der Grabungskampagne von 1912/1913 im Neuen Museums im Herbst 1913 umfasste neben Objekten aus dem Berlin zugesprochenen Teil des Fundes auch die der ägyptischen Seite gehörenden Objekte, die nach Beendigung der Ausstellung alle nach Kairo zurückgebracht wurden. Sie erregte "solches Aufsehen in Berlin (…), daß mehrere Monate lang beständig die Besucherscharen in die sonst leeren Säle unsers ägyptischen Museums strömten", wie die Kölnische Zeitung vom 2. April 1924 erinnerte. Danach waren die Berliner Objekte während des Ersten Weltkriegs über mehrere Jahre nicht ausgestellt. Die Neupräsentation in dem nun Amarna-Hof genannten ehemaligen Griechischen Hof war daher ein großes Ereignis, das die Presse aufgriff, allerdings ohne ein besonderes Augenmerk auf die bunte Büste zu richten. In zwei Artikeln wird "die Schöne" nicht einmal erwähnt, in anderen wird sie zusammen mit vielen weiteren Bildwerken genannt: "Es sind unsere alten Lieblinge, die teils schon in alle Kunstgeschichten übergegangen sind, das entzückend naturwahre Porträtköpfchen der Königin Teje, der fanatische Schwärmerkopf ihres Sohnes, des 'Ketzerkönigs' Amenophis IV., und vor allem das liebreizende Bild ihrer Schwiegertochter, der Königin Nofret-ete, die feinen Kinderköpfchen der Prinzessinnen, die Gipsabgüsse von den Gesichtern lebender und toter Würdenträger, die zarten Kalksteinreliefs, die das Familienleben des Herrscherpaares ganz modern bürgerlich schildern, (…) Dinge, die alle unsere bisherigen Begriffe von ägyptischer Kunstübung auf den Kopf stellen (…) – aber alles ungemein wirkungsvoll aufgestellt und nun erst zu seinem vollen Wert erblühend“, schrieb die Deutsche Allgemeine Zeitung, Ausgabe Groß-Berlin, am 31. März 1924.
Die für diese Objekte konzipierten acht Kabinette waren in gleicher Form gestaltet, jedes zeigte – mittig platziert – ein bedeutendes Kunstwerk. Die bunte Büste stand – in einer gegenüber der heutigen Präsentation sehr bescheiden anmutenden kleinen Vitrine – im zweiten Kabinettabteilpaar einem Statuenkopf ihres Gemahls gegenüber. Heinrich Schäfer berichtet in den Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft, Bd. 63, 1924, S. 32, dass sie mit ihrer "kühlen, sicheren Schönheit die Besucher am meisten zu fesseln pflegt", betont aber zugleich, "so herrlich diese Büste ist, so kann sich doch als Kunstwerk der unscheinbare gipserne Königskopf gegenüber wohl mit diesem Meisterstück messen."
Die Büste der Nofretete wurde 1912 im Rahmen einer von Ägypten genehmigten wissenschaftlichen Ausgrabung in Tell-el-Amarna gefunden. Finanziert von dem Berliner Kaufmann und Mäzen James Simon, wurde die Grabung der Deutschen Orientgesellschaft von Professor Dr. Borchardt vom Kaiserlichen Deutschen Institut für Ägyptische Altertumskunde geleitet.
Die Vereinbarung mit der ägyptischen Seite sah von Anfang an die damals übliche, hälftige Fundteilung als Gegenleistung für die Finanzierung vor. Dieses System der Fundteilung war bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein weit verbreitetes Vorgehen als Gegenleistung für die Finanzierung einer Grabung. Um sicherzustellen, dass beide Parteien gleichwertige Anteile der Grabungsfunde erhalten, war vorab vereinbart worden, dass das Archäologenteam den Fund unter genauer Auflistung der Objekte in zwei gleichwertige Hälften teilen sollte.
Die Fundteilung wurde durch den Ägyptologen und zuständigen Grabungskommissar Gustave Lefèbvre im Januar 1913 durchgeführt. Dabei standen die geöffneten Kisten zur Begutachtung der Objekte bereit. Von den herausragenden Fundstücken – so auch von der Büste der Nofretete – lagen zudem Fotografien vor, die die Schönheit und Qualität der Objekte eindeutig wiedergaben. Als Vertreter der ägyptischen Regierung wählte Lefèbvre eine Hälfte aus; die andere Hälfte ging in der Folgezeit nach Berlin.
Als alleinigem Finanzier der Ausgrabung gingen die Objekte der Amarna-Fundteilung in das Eigentum von James Simon über. Zunächst bewahrte dieser die Büste der Nofretete in seiner Villa in der Tiergartenstraße auf. Im Jahr 1920 schenkte Simon die Büste und alle Funde der Grabung den Berliner Museen.