»2014 war ein gutes Jahr für die Archäologie in Hessen. Die Wissenschaftler konnten spannende Projekte fortführen, früher aufgestellte Theorien beispielsweise über Julius Caesar mit Fakten untermauern und jede Menge neue Erkenntnisse über das Leben in der Vergangenheit in Hessen sammeln«, erklärte der Minister. So fanden die Archäologen beispielsweise bei Bauarbeiten einer Gaspipeline im Landkreis Fulda die älteste Tonpfeife Hessens. Das ergaben jüngste Untersuchungen eines Speziallabors. Die Pfeife stammt aus dem ersten Jahrtausend vor Christus.
Julius Caesar in Hessen
Wesentlich jünger sind die Funde, die die Archäologen schon 2012 an der A3 bei Limburg machten. Drei Nägel aus den Jahren 50 vor Christus, die von Sandalen römischer Legionäre stammen. Da die Experten diese Schuhnägel genau datieren konnten, entstand die Theorie, dass Julius Caesar auf seinen Kriegszügen keineswegs vor dem Rhein Halt gemacht hat, sondern den Grenzfluss überquerte und bis nach Limburg an die Lahn kam.
Die Fundorte der Nägel, zwei Römerkastelle, hat die hessenARCHÄOLOGIE 2014 komplett untersucht und dabei weitere Funde ans Tageslicht gebracht, die die Anwesenheit der Legionäre und damit die These von Caesar in Hessen weiter bestätigen. So fanden die Archäologen beispielsweise einen vollständigen Soldatenmühlstein.
»Die römischen Truppen waren bereits unter Caesar und nicht erst unter Kaiser Augustus an der Lahn unterwegs. Das ist mit den Funden bestätigt. Das Lahntal war also deutlich früher als bisher gedacht eine römische Einfallspforte nach Germanien. Und noch etwas haben die Funde eindrucksvoll bestätigt, das Kriegstagebuch Julius Caesars in dem er behauptete, den Rhein überquert zu haben, ist authentisch. Insofern gehen die Experten davon aus, dass nicht nur Caesars Truppen in Hessen waren – sondern dass auch der Feldherr persönlich in den Kastellen bei Limburg weilte«, erläuterte Rhein.
Eine Million Euro für Erforschung eines Gräberfeldes
Ein merowingerzeitliches Gräberfeld entdeckten Bauarbeiter in Wölfersheim in der Wetterau. Inzwischen ist klar, es ist mit mehr als 400 Grabstätten der größte bekannte Bestattungsplatz dieser Zeit nördlich des Mains. Im vergangenen Jahr schlossen die Archäologen die Restaurierung der Grabbeigaben ab.
»Bislang hat die Landesregierung für Bergung, Restaurierung und wissenschaftliche Auswertung insgesamt mehr als eine Million Euro in dieses besondere kulturelle Erbe des Landes investiert. Obwohl die Arbeiten längst nicht abgeschlossen sind ist klar, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Denn die Erkenntnisse für die Wissenschaftler sind extrem ergiebig. Deshalb startet bald ein mehrjähriges Forschungsprojekt, um weitere Erkenntnisse aus dem Jahrhundertfund zu gewinnen«, so Rhein.
Eine Erkenntnis, die die Archäologen gewinnen konnten war beispielsweise, dass es von der Wetterau aus vor 1.500 Jahren sehr rege Handelsbeziehungen nach ganz Europa gab, wie Grabbeigaben aus Südfrankreich oder dem heutigen England belegen.
»Die Archäologie ist eine der Schlüsseldisziplinen, wenn es darum geht die Geschichte Hessens intensiv zu erforschen. Ich bin schon sehr gespannt, welche spannenden Erkenntnisse das Jahr 2015 bringen wird«, erklärte der Wissenschaftsminister abschließend.