Archäologen der Universität Göttingen wollen die Siedlungsweise im Hinterland der antiken Stadt Akragas auf Sizilien großflächig rekonstruieren. Das Team aus 14 Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Bergemann untersucht dazu systematisch rund 300 Quadratkilometer im mittleren und oberen Einzugsgebiet des Flusses Platani. Die Archäologen führen keine Ausgrabungen durch, sondern eine so genannte Oberflächenbegehung. Bei dieser „Survey“ genannten Methode wird das an der Oberfläche sichtbare Fundmaterial aufgelesen. So können auch große Gebiete auf historische Siedlungssysteme hin untersucht werden.
Bei den Begehungen fanden die Forscher eine Höhensiedlung in einem archäologisch bisher unerforschten Gebiet. Auf einem Berg entdeckten sie sowohl einheimische als auch importierte griechische Keramik, die Mauerzüge einer Siedlung und mehrere Grabstellen. Die Funde stammen vermutlich aus der Zeit um 700 v. Chr. Bei ihren Untersuchungen stießen die Wissenschaftler außerdem auf zwei bisher unbekannte, kleinere Heiligtümer. Aus einer späteren Epoche datiert ein weiterer Fund: Im Umkreis der heutigen Stadt Cianciana entdeckten die Archäologen eine spätantike Ölmühle. Die Reinigung der Ruine ergab einen etwa sechs mal neun Meter großen Raum, der mit Ziegeln gedeckt war. Darin fanden die Forscher die Reste einer antiken Ölpresse – ein Beleg für die Bedeutung des Olivenanbaus im Sizilien der Antike. Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, ob die damaligen Siedler neben Olivenöl auch mit weiteren Gütern Handel trieben, beispielsweise mit dem Rohstoff Schwefel.