Zwischen Juni und September fand die 69. Grabungskampagne des DAI in Hattuscha, der Hauptstadt des hethitischen Großreichs (ca. 1600-1200 v.Chr.) statt. Durch die Kombination moderner geistes- und naturwissenschaftlicher Forschungsmethoden soll die Lebenswirklichkeit einer der größten Städte des Alten Orients erhellt werden, die zudem als zentrale Metropole eines der wichtigsten Gegenparte zu Ägypten im 14. und 13. Jh. v. Chr. eine große weltpolitische Rolle spielte. Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf die westliche Oberstadt, wo an zwei Stellen seit mehreren Jahren gearbeitet wird.
Hier wurde in einem großen Gebäude, das an der Schnittstelle zwischen zwei Stadtbereichen liegt, ein besonderer Fund gemacht. Das sorgfältig geplante Gebäude entstand wahrscheinlich um 1400 v. Chr., brannte einmal ab und wurde im späten 14. Jh. v. Chr. erneut aufgebaut. Dieser zweiten Nutzungsphase kann der seltene Fund eines vollständigen Gefäßensembles zugewiesen werden. Neben über 70 Schalen und Tellern sind vor allem zwei Vasen von größter Bedeutung, da es bislang keine vergleichbaren Objekte in der hethitischen Kultur gibt.
Zum einen handelt es sich um ein großes Gefäß mit geschwungener Wandung und vier Henkeln, dessen Rand in Form von Zinnen gestaltet ist. Zwar sind kleine Fragmente entsprechender Gefäße bereits des öfteren in den Ausgrabungen in Hattuscha gefunden worden, jedoch ist es das erste Mal, dass ein vollständiges Gefäß dieses Typs rekonstruiert werden konnte. Bisher völlig einmalig hingegen ist das zweite Gefäß, das unmittelbar mit dem ersten zusammengefunden wurde. Es hat eine hohe schlanke Form, mit langem Hals, auf dem ein Stierkopf als Ausguß sitzt. Beide Gefäße bilden zusammen mit den genannten Schalen und Tellern ein beispielloses Ensemble, das vermutlich im Rahmen von Zeremonien genutzt wurde. Diese Funde ermöglichen ungekannte Einblicke in die Nutzung eines Gebäudes, das mit großer Wahrscheinlichkeit einer sehr hoch gestellten Persönlichkeit der hethitischen Gesellschaft zu zuweisen ist.