Die berühmte Handelsstraße lässt sich auf historischen Abbildungen bis mindestens ins 18. Jahrhundert hinein in ihrem Verlauf durch die Bischofsstadt haarklein nachvollziehen. Auch frühere Ausgrabungen hatten das Bild, das sich so vom alten Hellweg ergab, bestätigt. Jetzt stellt sich manches im neuen Licht dar. Hinzu kommt ein imposantes Steingebäude, das bisher nicht auf Plänen auftaucht. Dr. Sven Spiong und sein Team von der LWL-Stadtarchäologie sind begeistert und rätseln zugleich, was es mit den Mauerresten und dem aufgedeckten Straßenpflaster aus frühesten Stadtgründungszeiten auf sich hat.
Bevor auf dem Paderborner Domplatz Leitungen verlegt werden, werfen die Archäologen routinemäßig einen Blick in den Boden. In 1,40 Metern Tiefe nördlich der um 1170 errichteten Gaukirche kamen zwei massive Mauern zutage. Die Mauern haben es nicht nur äußerlich mit einer massiven Stärke von über einem Meter in sich. Sie stammen von einem imposanten, ursprünglich mehrgeschossigen Gebäude.
Mehr noch: Über der Mauer verlief ein jüngeres Straßenpflaster. »Das lässt vermuten, dass dieses Haus wahrscheinlich spätestens im frühen 13. Jahrhundert, möglicherweise aber schon im späten 12. Jahrhundert abgerissen wurde«, erläutert Spiong. Der Abriss erfolgte vermutlich für den neuen Wegeverlauf des alten Hellwegs. Denn mit dem Bau der Gaukirche war nirgendwo sonst mehr Platz für die von Ost nach West verlaufende Hauptverkehrsstraße durch die Domburg hindurch.
Eine Vermutung erhärtet sich: Möglicherweise verlief der alte Hellweg ursprünglich weiter südlich und wurde mit dem Bau der Gaukirche erst nach Norden verlegt. Hierfür ist das jetzt entdeckte Steingebäude offenbar eigens abgerissen worden.
Welche Funktion dieses steinerne Haus hatte, darüber rätseln die Archäologen. »Ob es vielleicht eine frühe Domherrenkurie oder ein alter Bischofspalast war, lässt sich noch nicht genau sagen«, so Spiong. Die Ausrichtung im rechten Winkel zum Dom und die frühe Datierung würden dafür sprechen. »Wir bekommen mit dem neuen Gebäude erstmals einen Einblick, wie die Binnenstruktur des südlichen Domburgareals ausgesehen hat, bevor die Stadt um 1160/80 neu geplant wurde«, erklärt der Stadtarchäologe. Der Hellweg muss anders verlaufen sein, als alle bislang vermutet haben.
Die weiteren Ausgrabungen versprechen jedoch, noch mehr Ergebnisse zu liefern. Das Grabungsteam erhofft sich insbesondere weitere Anhaltspunkte für ein genaues Abrissdatum, um die Überreste besser in die geschichtlichen Vorgänge einzuordnen.