Nahe des europaweit bekannten "Königsgrabes" von Seddin konnte im letzten Jahr der monumentale Grundriss der »Halle des Königs« ausgegraben werden. Jetzt tritt die Siedlung der Herrscher von Seddin aus der Prignitzer Erde hervor. Erstaunlich ist die Anzahl der Hausgrundrisse – bis jetzt sechs an der Zahl, die komplett freigelegt wurden – weitere zeichnen sich schon ab. Hierbei ist die hohe Konzentration der Häuser, auf einer für die Bronzezeit kleinen Fläche von 2000 m2 , außergewöhnlich. Die Hausgrundrisse ähneln im Bau der "Halle des Königs" und sind ebenfalls in West-Ost Richtung ausgerichtet, jedoch in der Breite und in der Länge der Gebäude erkennbar kleiner.
Wer lebte in der Siedlung? Handwerker, wie Zimmerleute und Metallgießer, Landwirte und deren Dienstpersonal dürften hier gelebt und gearbeitet haben. Hausgrößen von um die sieben Meter Breite und circa 17 Meter Länge lassen Unterschiede in der Sozialstruktur erkennen. Die Eingänge lassen Rückschlüsse auf die Innengliederung zu. Überlagerungen der Gebäude zeigen ebenso wie die gefundene Keramik eine Nutzung über mehrere Generationen. Die bestatteten Herrscher decken einen Zeitraum von ungefähr 200 Jahren ab. Schaut man in die Landschaft mit den vielen dicht beieinander liegenden Fundstellen, deutet sich eine Großsiedlung an, mit einem Areal für religiöse Feste und Veranstaltungen.
Seit März 2023 wird im Rahmen des Kooperationsprojektes »Siedlungsumfeld Seddin (SiSe)« des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums sowie des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen das Gelände nahe des Seddiner "Königsgrabes" erforscht. Aus weiteren Grabhügeln, die im 19. Jahrhundert abgetragen worden sind, stammen Beigaben, die ebenfalls eine Identifikation von Herrscherpersönlichkeiten im europäischen Kontext zulassen. Zwischen den Bestattungsplätzen liegt ein Gebiet, das in den zurückliegenden Jahren Stück für Stück näher erforscht werden konnte. Das Highlight des letzten Jahres war die sensationelle Entdeckung der "Halle des Königs", eines monumentalen Gebäudes aus der Zeit des "Königs Hinz". Dieses ist im europäischen Vergleich das größte Gebäude der ausgehenden Bronzezeit im nördlichen Mitteleuropa und der Nordischen Bronzezeit. Geleitet wird das Projekt vom brandenburgischen Landesarchäologen Prof. Dr. Franz Schopper und von Dr. Immo Heske von der Universität Göttingen. Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erlaubt vertiefte Forschungen.