Die Ausgrabungen fanden bereits in den Sommermonaten 2008 und 2009 statt. 15 Gräber wurden ergraben. Dass eines davon die Vorstellungen der Geschlechterrollen in der Bronzezeit verändern kann, ahnte damals niemand. Nach den anthropologischen Untersuchungen in den letzten Jahren wurde festgestellt: es könnte dabei das erste bekannte Grab einer Metallverarbeiterin der Feinschmiedetechnik darunter sein.
Das Gräberfeld von Geitzendorf umfasst 15 sicher nachgewiesene Gräber. Somit ist es eine eher kleine Grabgruppe, wie sie oftmals in der frühbronzezeitlichen sog. 'Aunjetitzer Kultur' in Niederösterreich auftritt. "Die ursprüngliche Anzahl der Gräber des Gräberfeldes dürfte etwas höher gelegen sein" vermutet Dr. Ernst Lauermann, niederösterreichischer Landesarchäologe und wissenschaftlicher Leiter des Urgeschichtemuseums Niederösterreich in Asparn/Zaya. "Meiner Meinung nach kann die ursprüngliche Anzahl des Gräberfeldes zwischen 18 und maximal 20 Gräber angenommen werden."
Die größte Bedeutung innerhalb der Grabgruppe ist eindeutig der Frauenbestattung aus Grab "V 3" zuzurechnen. Die Indizien sprechen für eine Metallverarbeiterin, eine Feinschmiedehandwerkerin, die hier beigesetzt wurde. Diese bislang einzigartige Beobachtung wirft neue Fragen zur Stellung der Frau in der frühbronzezeitlichen Gesellschaft auf. Anscheinend ist Metallverarbeitung in Form von Feinschmiedearbeit durchaus auch von Frauen durchgeführt worden. Auf Grund des Befundes gehen die Ausgräber jedenfalls von dieser Annahme aus. Das gesamte, nur dürftig erhaltene Fundmaterial des Gräberfeldes, überwiegend Keramik, kann der klassischen Stufe Bronzezeit A2 der Aunjetitzer Kultur zugerechnet werden.
In einer Tiefe von 145 cm lagen die Reste der Bestattung auf einer schwarzbraunen, annähernd rechteckigen Erdschicht. Die Bestattung war Nord-Süd orientiert, mit Blick nach Osten. Der Schädel war sehr stark zusammengedrückt. Im Hinterkopfbereich an der linken Schädelseite lagen vier unterschiedlich große Noppenringe und die Reste eines Spiralröllchengliedes. Auf der rechten Schädelseite lag die gleiche Anzahl an Noppenringen. An der Unterseite de Schädels konnten deutliche Holzspuren gefunden werden. Hinter dem Schädel lagen noch im dunklen Bereich ein Gefäß und ein Stein. Stark in Mitleidenschaft gezogen waren der Schulterbereich, die Arme, der Brustbereich und der Beckenbereich. Die Langknochen der Beine waren noch in Hockerstellung gelegen, aber ebenfalls durch Störungen in Mitleidenschaft gezogen. An den Unterschenkel angelehnt lagen die stark zerscherbten Reste eines weiteren Gefäßes.
Das Sterbealter der Bestatteten wurde mit 45 - 60 Jahren festgestellt. Anhand der Schädel- und Unterkiefermerkmale wurde das Geschlecht als weiblich festgestellt. Das Becken als wichtigstes geschlechtsbestimmendes Merkmal ist nicht erhalten. Von 17 der am Schädel zu beurteilenden Merkmale konnten 14 aufgenommen werden. Diese waren, bis auf drei Merkmale, alle als eindeutig weiblich einstufbar. Insgesamt spricht morphologisch nichts für ein männliches Individuum. Auch einige Pathologien waren an den Skelettresten sichtbar. Trotz starker Beraubung sind in dem Grab neben zahlreichen Trachtbestandteilen wie diverse Kleinbronzen, einer Henkeltasse, die eine Ledergefäßimitation darstellt, auch vier Steingeräte entdeckt worden. Diese vier Gerätschaften, bestehend aus Amboss und verschiedenen Hammer- und Schlagsteinen, könnten der Metallverarbeitung gedient haben. Diese Gerätschaften könnten bei feineren Arbeiten, wie beispielsweise der Schmuckherstellung aus Edelmetall, Verwendung gefunden haben.
Die anthropologische Untersuchung wirft zahlreiche Fragen zur Stellung der Frau in der bronzezeitlichen Gesellschaft auf. Die Archäologen interpretierenden Befund so, dass handwerkliche Techniken im Zusammenhang mit Schmuckherstellung durchaus vor Ort auch von Frauen durchgeführt werden konnten. Bislang brachte man die sog. 'Cushion Stones', die in der Metallverarbeitung als Werkzeug beim Treiben von Metallblech genutzt wurden, ausschließlich mit Männergräbern in Verbindung. Das Grab "V 3“ von Geitzendorf ist deshalb ein Anlass diese Meinung zumindest zu Überdenken, wenn nicht zu revidieren.