Bei den diesjährigen Grabungsarbeiten fanden die Forschenden ein abgeflachtes Stück Kalkstein (sogenanntes Ostrakon), auf dem mit schwarzer Farbe ein Halbkreis mit zwölf Unterteilungen zu etwa 15 Grad aufgezeichnet wurde. Eine Vertiefung in der Mitte der rund 16 Zentimeter langen horizontalen Grundlinie diente der Befestigung eines Holz- oder Metallstifts, dessen Schatten die Stunden anzeigte. Kleine Punkte in der Mitte jedes Stundenwinkels dienten einer noch feineren Zeitmessung.
Der Fundort der Sonnenuhr befand sich im Bereich einiger Steinhütten, die im 13. Jahrhundert v. Chr. als Aufenthaltsort der am Bau der Königsgräber beschäftigten Arbeiter genutzt wurden. Möglicherweise diente die Sonnenuhr zur Messung ihrer Arbeitszeiten. Die Unterteilung des Sonnenlaufes in Stunden war jedoch auch ein zentraler Aspekt in den auf den Wänden der Königsgräber aufgezeichneten Jenseitsführern. Diese Jenseitsführer oder Unterweltbücher sind illustrierte Texte, welche die nächtliche Fahrt des Sonnengottes durch die Unterwelt in ihrer zeitlichen Abfolge beschreiben. Die Sonnenuhr könnte somit die Beobachtung und Visualisierung dieser Fahrt unterstützt haben.
Mit Hilfe von Studierenden der Universität Basel konnten in der diesjährigen Grabungssaison zudem über 500 in den vergangenen Jahren geborgene, meist fragmentarische Objekte dokumentiert und zur wissenschaftlichen Aufarbeitung vorbereitet werden. Dazu gehört auch das gesamte Fundmaterial aus den unteren Schichten des 2012 entdeckten Grabs KV 64. In dem rund 3500 Jahre alten Grab entdeckten die Basler Forschenden damals einen Sarkophag, der die Mumie einer Frau namens Nehemes-Bastet enthält.