Erste Handelsrouten
Auf dem Höhepunkt des Arnhofener Abbaues trieben die Steinzeitkumpels 20.000 Schachtanlagen in den Untergrund und bauten Hunderte von Tonnen des begehrten Steines ab. Daraus konnten Millionen von hochwertigen Klingen hergestellt werden. Die Förderung ging weit über den Eigenbedarf der Steinzeitbauern hinaus. Sie begannen mit ihren Produkten Handel zu treiben. Vor über 7.000 Jahren entstanden die ersten Handelsbeziehungen zwischen Bayern und Böhmen. Auf der sogenannten Feuersteinstraße wurden die bayerischen Feuersteine auf der Donau und über das Regental und den Bayerischen Wald bis nach Pilsen und Prag gehandelt.
Solingen der Steinzeit
In der Folge bauten die Steinzeitkumpels aus Niederbayern ein weitgespanntes Handelsnetz auf. Die Nachfrage nach den bayerischen Feuersteinen war groß. Die besondere Qualität des Gesteines ermöglichte es den Steinschmieden der Jungsteinzeit lange und rasiermesserscharfe Klingen abzuspalten, die sie bevorzugt zu Messern und Erntesicheln schäfteten. Es entstanden regelrechte Industriebetriebe, die das Rohmaterial aus dem Bergwerk bezogen und in großer Stückzahl weiterverarbeiteten. Unlängst konnte in Regensburg-Pürkelgut eine Steinzeitmanufaktur vollständig untersucht werden. Die Spezialisten stellten Hunderttausende der gefragten Klingen her und organisierten einen internationalen Handel. Von der Donau bis an die Ruhr und vom Rhein bis zur Moldau schätzte man die Klingen aus Bayern.
Der Weg nach Böhmen
Die Feuersteinstraße nach Böhmen verlief von Arnhofen aus auf der Donau nach Regensburg und durch das Regental und die Cham-Further Senke über den Bayerischen Wald bis nach Pilsen und Prag. Eine Nebenroute lief über den Pass von Waldmünchen. Die neu entdeckte Strecke durch das Naabtal nach Neustadt über Bärnau nach Tachov und Stříbro ist eine weitere Möglichkeit über den Böhmerwald ins Pilsener Becken zu gelangen. Mit größter Wahrscheinlichkeit war die Handelsstraße zum Höhepunkt des Arnhofener Bergwerkes zwischen 4.800 und 4.600 v. Chr. in Betrieb. Tausende Jahre später nützten Händler des ausgehenden Mittelalters dann die gleiche Route als einen Zweig der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Prag.