In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig wurden hoch auflösende microCT-Scans der Skelettreste durchgeführt. Mithilfe der digitalen Daten ließ sich durch Spiegelung des intakten linken Jochbeins des Männerschädels der für die Rekonstruktion dringend benötigte fehlende Teil des Gesichts ergänzen. Auf Grundlage dieser Daten wurden in einem weiteren Schritt dreidimensionale 3-D-Ausdrucke der beiden Schädel mit Unterkiefern erstellt. Diese so genannten Stereolithografien dienten der Gerichtsmedizinerin Dr. Constanze Niess als Untergrund für die Gesichtsrekonstruktionen der Oberkassler Menschen.
Welcher menschlichen Art das Paar aus Oberkassel angehört, lässt sich eindeutig bestimmen. Entsprechend Gestalt und Datierung waren es moderne Menschen (Homo sapiens sapiens), die aufgrund archäologischer Funde bereits ab der Zeit vor ca. 36 000 Jahren im Rheinland nachgewiesen sind. Aber wie sahen die Personen aus, die dort ihre letzte Ruhestätte fanden? Die Ausprägung der Schädelknochen eines Jeden sind individuell und ermöglichen es, ein einmaliges Gesicht zu schaffen, das mit der verstorbenen Person eine große Ähnlichkeit aufweist. Das LVR-LandesMuseum Bonn ist besonders stolz, nun die fertigen Gesichtsrekonstruktionen im Hause zu haben und damit ein weiteres Forschungs-Highlight für die Besucherinnen und Besucher des LandesMuseum zu zeigen.
Die Oberkasseler Funde sind aufgrund ihres Alters von 14.000 Jahren ein Schlüsselfund der deutschen Steinzeitforschung und einer der frühesten menschlichen Skelettfunde des anatomisch modernen Menschen in Deutschland, dem mit den Gesichtsrekonstruktionen ein Gesicht gegeben wurde. Dieses und viele weitere Highlights erwarten die Besucher in der Ausstellung »Eiszeitjäger« ab dem 22. Oktober diesen Jahres.